Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

49 seiner Profeß. Er wurde als erster Abt in der neuen Gruft beigesetzt. Man hielt es allgemein für schwer, einen ihm auch nur ähnlichen Nachfolger zu finden, und doch übertraf ihn noch weit Anselm I. (Angerer), der am 7. November 1683 zum Abte gewählt wurde. Er war am 31. März 1647 in der Stadt Steyr geboren, der Sohn eines dortigen Messerers, studierte in Garsten die lateinischen Schulen, trat in das Stift, machte am 1. November 1665 Profeß, wurde am 13. November 1672 Priester und 1680 Subprior. Man kann ihn ruhig den bedeutendsten Abt Garstens nach Berthold I. nennen. Mit großen Fähigkeiten des Geistes verband er die seltenste Güte des Herzens, eine rastlose, wahrhaft bewun¬ derungswürdige Tätigkeit, großen Scharfsinn und Gewandt¬ heit in den schwierigsten Geschäften, weise Leitung des Stifts¬ vermögens in diesen schwierigen Zeiten, einen lebendigen Sinn für alles Schöne und eine tiefe Frömmigkeit, die ihn allen Mitgliedern seines Stiftes zum hehren Vorbild werden ließ. Er erwarb sich nicht nur die Liebe der Seinigen wie wenige. sondern auch die größte Hochachtung seiner Zeitgenossen in der Ferne, so in Linz, Wien und Rom, wie die Geschichte zeigt. Garsten erlebte damals seine stolzeste Blütezeit und die Saat, die Anselm streute, brachte noch nach seinem Tode reichlichste Früchte. Abt Anselm betrachtete es als seine erste Aufgabe, die 1677 begonnene neue Stiftskirche zu vollenden, und zwar in einer Weise, daß sie unter die schönsten Kirchen Oesterreichs zählen könne. Die Hauptmauern wurden nun vollendet, das Dach gesetzt und die beiden hohen Türme fertig gebaut. (Sie sind 72 Meter hoch.) Der Architekt war Johann Baptist Carlone, ein Italiener, der herrliche Hochaltar wurde von Karl Anton Carlone und dem kunstfertigen Laienbruder von Garsten Marianus Rittinger, einem sehr geschickten Bildhauer, von dem auch noch andere Werke erhalten sind, aus schwarz poliertem Holze hergestellt. Er kostete 8598 Gulden. Die beiden oberen Ovalgemälde des Altares ko¬ steten 1800 Gulden. Der schöne Tabarnakel wurde von einem Nürnberger Goldschmied aus getriebenem und ver¬ goldetem Kupferblech hergestellt. Er kostete 280 Gulden. Weil viele großes Interesse für die Kunstwerke der Garstener Kirche, so wie sie von Anselm I. vollendet wurde, haben werden, so sei im Folgenden hier eine genaue Be¬ schreibung der Kirche eingeflochten, die dem Büchlein von Pfarrer Kosch entnommen ist.

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