Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

48 Schultern gehoben und in schönster Ordnung, geleitet von Angehörigen aller Pfarreien mit ihren Jahnen, gefolgt auch von dem kaiserlichen Statthalter unseres Oberösterreich und anderen Würdenträgern, in die neue Kirche übertragen. Dort wurde der Sarg in die Seitenkapelle, welche diesem unserem Patrone geweiht ist, auf einem kostbar geschmückten Tische niedergesetzt, von dem hochw. Abte das Tedeum angestimmt, das vom Chore fortgesetzt und dem zum Schlusse das Gebet zum Seligen beigefügt wurde; sodann wurde der Sarg in die Nische der Mauer auf der Epistelseite ehrfurchtsvoll ein¬ gesetzt, und dort nach vorausgegangenem Hochamt mit Pre¬ digt mit einer Marmorplatte bedeckt und verschlossen. Es war rührend zu sehen, mit welch heiligem Wetteifer die einen mit Bildern und Rosenkränzen den Sarg zu berühren, die anderen die dort zerstreut liegenden Blumen noch vor Ver¬ schluß des Sarges zu erhaschen sich bemühten, während den heiligen Schatz selbst der Marmor aufnahm. Soviel über die Ereignisse bei der zweimaligen Ueber¬ tragung des seligen Berthold. Benediktinerstift Garsten, am 12. September 1689. Dieser ausführliche Bericht ist auch deswegen interessant, weil er beweist, wie tief damals schon die Verehrung des ersten Abtes im Volke wurzelte. Doch nun kehren wir wieder zurück in die Zeiten Ro¬ man Rauschers. Dieser begann nach einem herrlichen Bauplan die Errichtung der neuen Stiftskirche in reichstem Barock. Allerdings konnte er sein begonnenes Werk selber nicht vollenden. Zur Zeit seines Todes war die große Gruft vollendet und die Mauern waren bis zur Höhe des Dach¬ stuhles und zu den Türmen gediehen. Am 27. Juli 1679 feierte Abt Romanl. als ehrwürdiger, aber noch kraftvoller Greis in Gegenwart eines zahlreichen Adels und von zwölf Prälaten sein Jubelfest als Priester. Er überlebte es noch vier Jahre. Da brachen 1683 die Türken gegen Wien los, zerstörten die Weinberge des Stiftes um Nußdorf und fügten den Besitzungen des Klosters auch sonst vielen Schaden zu. Aus Furcht vor dem herannahenden Feinde ließen die besorgten Patres des Stiftes den Abt gegen seinen Willen in einer Sänfte in das Kloster Spital tragen. Er kehrte wohl nach Wiens Befreiung von dort wieder zurück, aber die aufregenden Ereignisse und die an¬ strengende Reise hatten an seinem Leben genagt und sein Ende beschleunigt. Tief betrauert starb er am 12. Oktober 1683 im achtzigsten Lebensjahre und im sechzigsten Jahre

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2