Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

46 Sarge verschlossen, den man zu diesem Zwecke hergestellt und mit Blumen geschmückt hatte, sodann in einem eigenen, gut verschlossenen Gemache des Konventes aufgestellt und nebenan eine Lampe, die die ganze Nacht hindurch brannte, ühe wurden die angebracht. Am anderen Tage in aller Ir Gebeine gewaschen und sorgfältigst gereinigt. Jenes Wasser haben einige aus Andacht aufbewahrt; wir haben es viele Jahre später noch ganz unversehrt gesehen und in kleinen Mengen besitzen wir es noch ganz unverdorben. Nicht selten haben es Kranke verschiedener Art und schwer Leidende mit Vertrauen auf die Fürbitte des Seligen angewendet und da¬ durch sofort Hilfe und Heilung erfahren. Gegen 8 Uhr wurde sodann der Sarg zur Gruft zurück¬ gebracht, auf eine Bahre gestellt und von dort unter dem Klange der Pauken und Trompeten und dem Gesange der Litanei, gefolgt von dem hochw. Herrn Abte mit Assistenz, in Pontifikalkleidern, und unseren sämtlichen Religiosen, in einer großartigen Prozession von sechs Priestern in Rochet und Stola aus den Mauern des Klosters in unsere Pfarr¬ kirche getragen. Dort wurde in der Mitte des Chores die süße Last abgesetzt und endlich nach einem feierlichen Tedeum und Hochamte in einer dort errichteten Krypta beigesetzt. Während nun der Leib des Seligen in der Pfarrkirche ruhte, dauerte dessen Verehrung im Volke ungeschwächt fort und zeigte sich besonders im Jahre 1679, als eine grimmige Pest diese Gegenden entvölkerte. (Bis 1680! Anmerkung.) Ein Mann, der, als die Krankheit schon in der nächsten Nachbarschaft eingedrungen war, das Gelübde gemacht hatte, beim Altare des seligen Berthold eine kostbare Votivtafel aufzuhängen, wurde nicht nur selbst mit den Seinen von der Krankheit verschont, sondern es erlosch das tödliche Uebel, das bereits die nächsten Nachbarn ergriffen hatte, bald darauf ganz. Aber nicht minder wurde dieser heilige Schatz, während er dort ruhte, eine allgemeine Zufluchtsstätte für uns und andere, als im Jahre 1683 die grimmige Wut der Türken Wien bedrohte und die Horden der Tataren schon in nächster Nähe hausten. Zum Grabe des Seligen nahmen wir unsere Zuflucht, nachdem der kranke, vom Alter gebeugte Abt er hatte schon vier Jahre vorher sein fünfzigjähriges Priester¬ — sich, wenn auch nur ungern, aber not¬ jubiläum gefeiert gedrungen, geflüchtet hatte; der Fürbitte unseres ersten Vaters empfahlen wir unsere Not, versprachen, an seinem Altar täg¬ lich eine hl. Votiomesse zur Erlangung von Hilfe in dieser Bedrängnis zu halten, und feierten diese während der ganzen Zeit der Bedrängnis täglich zur bestimmten Stunde, unter Teilnahme einer großen Volksmenge. Und was geschah? Die Wächter, welche zur Nachtzeit um das Kloster gingen, erblickten.

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