Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

44 Ordnung vorgefunden, daß man die Ueberreste beider Leich¬ name genau unterscheiden konnte. Am Schädel des Stifters Ottokar hing ein Kreuz, außen vergoldet, innen mit Reliquien ausgefüllt. Am Kreuze hing eine Zinntafel mit dem Hinweis, dies seien die Gebeine Ottokars und dem Datum seines Todes. Bei den Gebeinen Elisabeths lag eine ganz ähnliche Tafel, ebenfalls mit einer lateinischen Inschrift. Außer dem Monatsdatum fand sich aber bei beiden keine Angabe des Todesjahres. Die Zeit jedoch, wann beide Leichname hier einst beigesetzt worden waren, gab eine dabeiliegende größere Tafel aus Blei an, welche erklärte, Abt Michael habe ihnen hier im Juli 1347 ihre Ruhestätte angewiesen. Wo sie früher bestattet waren, ob an einer anderen Stelle der Kirche oder in der „Losensteinerkapelle“, ist unbekannt. Es sei gleich hier bemerkt, daß beide Leichname im Jahre 1686 in der neuen Stiftskirche jene Grabstätte erhielten, in der sie noch heute ruhen. Sie wurden mit allen bei ihnen vorgefundenen Sachen in einen abgeteilten Kupfersarg gelegt, oben Ottokar und unten Elisabeth, was außen durch Inschriften gekenn¬ zeichnet ist. Am 20. März 1686 wurde dieser Sarg feierlich übertragen und dann eingemauert. Eine aus Stein gehauene Statue Ottokars liegt über dem Grabe, das Todesdatum über dem Grabe ist unrichtig. Ebenfalls 1677 wurde auch das alte Grab des seligen Berthold geöffnet. Hierüber ist eine authentische Urkunde vor¬ handen, die Abt Anselm 1689 an die Bollandisten nach Rom sandte. Sie ist von einem Augenzeugen, dem damaligen Stadtpfarrer von Steyr, Dr. Roman Wall, unterfertigt, mit dem Siegel des Abtes Anselm versehen und enthält so viele interessante Einzelheiten über die Auffindung und Wiederbei¬ setzung der ehrwürdigen Reliquien, daß sie hier wörtlich wieder¬ gegeben zu werden verdient. Sie lautet (die Schreibweiseist hier modernisiert): Die Uebertragung des Leibes des seligen Berthold, ersten Abtes von Garsten. Schon länger als 500 Jahre war die Kirche in Garsten gestanden, als der hochwürdige, damals glorreich regierende Abt Roman Rauscher den Entschluß faßte, sie gänzlich abzubrechen und eine neue von Grund auf zu bauen. Im Jahre 1676 wurde dieser Entschluß gefaßt und schon im folgenden Jahre 1677 wurden die Altäre entfernt und die Mauern zum größten Teile abgetragen. Vorher aber schon hatte man, damit nicht der kostbarste Schatz der Kirche unter Schutt und Trümmern zugrunde ginge, von dem hochgeborenen und hochwürdigen Reichsfürsten und Diözesanbischof von Passau, Sebastian, aus dem Geschlechte der Grafen von Pötting,

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