Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

42 war unter den Aebten von Garsten der letzte, der unter den Wirren der Reformation schwer zu leiden hatte. Eine schönere Zeit brach wieder an. * Die Erbauung der neuen Stiftskirche unter den Rebten Roman I. (Rauscher) und Anselm I. (Angerer). In Garsten wurde am 31. März 1642 Roman I. (Rauscher) zum Abte gewählt. Er war 1603 zu Hall in Tirol geboren und ein ausgezeichnetes Mitglied seines Stiftes. Zwei¬ mal war er Professor der Philosophie in Salzburg, dann Sub¬ prior, später Prior und nun Abt. Ungeachtet der traurigen Zeit des dreißigjährigen Krieges regierte er doch so weise und sparsam, daß er mehrere schöne Gebäude, unter anderem den Gasttrakt, aufführen konnte. 1647 und 1662 bekleidete er die er Stelle eines ständischen Verordneten in Linz. Dann macht sich mutig an ein gewaltiges Werk, das wir heute noch in tiefster Bewunderung anstaunen, an die Errichtung einer neuen Stiftskirche. Als nämlich im Sommer 1676 eine Renovierung der alten Kirche notwendig erschien, da erfaßte den tatkräftigen Abt plötzlich der Gedanke: „Keine Renovierung der alten Anfangs Kirche, lieber eine neue, herrliche Stiftskirche!“ stimmten Prior und Konvent dem großen Plane bei, aber im Frühjahr 1677 traten dieses Baubeschlusses halber in den Köpfen der Konventualen allerlei Bedenken auf. Die meisten Patres erklärten auf einmal, es sei wegen der großen Sorgen, die der Türkenkrieg dermalen dem Lande bereite, das Ge¬ scheiteste, gar nicht zu bauen. Am 19. März 1677 schrieb man alle diese Bedenken dem Abte nach Linz, wo er sich gerade auf¬ hielt. Am 12. April wurde eine große Beratung gehalten, bei der der Abt das schöne Wort sprach: „Lieber den Kirchen¬ bau ruhen lassen, wenn auch schon ganz Oberösterreich davon spricht, als uneinig sein und gegen und ohne des Kapitels Doch nach gründlichen Beratungen Zustimmung bauen!“ — stimmten alle den Bauabsichten ihres Abtes bei. So begann man am 26 „April 1677 mit dem Niederreißen der alten Kirche, in der am 3. Mai die letzte hl. Messe gelesen wurde. Am 5. Oktober d. I. wurde der Grundstein zum neuen Gotteshause gelegt und eingeweiht. Dann wurde rüstig mit dem Neubau begonnen. Damals mußten auch die Gebeine des Stifters Ottokar und seiner Gemahlin Elisabeth sowie die des seligen Berthold gehoben und bis zur Fertigstellung der neuen Grabstätten anderswo aufbewahrt werden. Das Grab Ottokars wurde sorgfältig geöffnet und darin seine Gebeine und die seiner Gemahlin in einer solchen

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