Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten
41 meist nur durch Belehrung; sie scheuten weder Mühen noch Opfer. So kam es, daß sich nach und nach in Steyr und Um¬ gebung wieder mehrere tausend Protestanten zur katholischen Kirche bekehrten. Es kam die fürchterliche Zeit des Bauernkrieges. Im Jahre 1626 empörten sich wegen der rücksichtslosen Ueber¬ griffe der bayerischen Soldaten die größtenteils protestantischen Bauern des Hausrucks= und Mühlviertels und verheerten in einem furchtbaren Kriege unter Anführung Stephan Ja¬ dingers das ganze Land. Am 31. Mai des genannten Jahres kam Jadinger, vom gewesenen Stadtrichter Wolfgang Madlseder heimlich eingeladen, mit 40.000 Bauern und 20 Kanonen nach Steyr. Madlseder riß die städtische Gewalt an sich, Fadinger präsidierte am Ratstische und Steyr diente den Bauern als Stützpunkt für ihre Kriegsunternehmungen. Damals bedrohten sie auch das Kloster Garsten und seine Insassen in einer Weise, daß der Abt und alle anderen Ordens¬ mitglieder fliehen mußten, um ihr Leben zu sichern. Am 28. Mai 1626 nahmen die Rebellen Garsten ein, plünderten es aus, besetzten es mit 30 Mann und lieferten alle alten Waffen und sonstiges Kriegsgerät, das sich im Stifte vorfand, unter ihrem Anführer Neumüller in die Stadt, um es dort an Bauern und Bürgern zu verteilen. Als die kaiserlichen Truppen unter Oberst Löbl im August 1926 die aufständischen Bauern aus Steyr vertrieben hatten, kehrte Abt Anton II. mit seinen Konventualen wieder nach Garsten zurück und der katholische Gottesdienst wurde neuerdings aufgenommen. 1627 war der Abt unter den Gesandten zu München, die mit dem Kurfürsten wegen der Uebergabe Ober¬ österreichs, das er pfandweise besaß, und des Abzuges der bayrischen Truppen aus dem Lande unterhandelten. 1628 weihte er unter großen Feierlichkeiten den Gottes¬ acker von Steyr ein und beförderte die Vollendung der Stadt¬ pfarrkirche (1628 bis 1630). Im Jahre 1629 war er, wie auch schon früher 1619, ständischer Verordneter; 1630 wurde er zum kaiserlichen Rat ernannt, als erster von Garstens Aebten. Am 9. Juni dieses Jahres war Kaiser Jerdinand der Zweite in Garsten als Gast und nahm dort das Mittag¬ mahl ein. Abt Anton erbaute 1636 von Grund auf einen neuen Konventstrakt an der Enns, sowie auch andere Gebäude. Das adelige Gut Roseneck brachte er wieder in den Besitz des Klosters. Er hätte für Garsten wohl noch viel Gutes ge¬ leistet, doch auf inständiges Bitten des Wiener Bischofes nahm er 1642 die Stelle eines Abtes im Benediktinerkloster zu den Schotten an, wo er am 11. Oktober 1648 starb. Er 6
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