Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten
40 den Zweiten, Ungarn, Mähren und Oesterreich an ihn ab¬ zutreten; die protestantischen Stände führten in Linz den evangelischen Gottesdienst wieder öffentlich ein und die Stadt Steyr folgte alsbald diesem Beispiele. Matthias konnte es nicht verhindern, ja 1609 gab er eine ausdrückliche Erlaubnis Dem¬ zur freien Ausübung der protestantischen Religion. gegenüber tat der standhafte Garstener Abt alles, was in seinen Kräften stand, um wenigstens so viel als möglich zu retten zu bewahren. 1613 kam Kaiser Matthias auf seiner Reise nach Regens¬ burg auch nach Steyr und nach Garsten, wo er samt seiner Begleitung übernachtete. Am 27. Dezember 1614 beim Mittagmahle, bei dem viele Bürger von Steyr anwesend waren, traf den schon alten Abt ein Schlagfluß, dem er am nächsten Tag erlag. Von den Katholiken wurde sein Tod tief bedauert. Bei seinem Be¬ gräbnisse waren anwesend die Aebte von Kremsmünster, Gött¬ weig, Seitenstetten, Gleink, Baumgartenberg und der Propst von St. Florian. Der Prälat von Seitenstetten segnete die Leiche ein und der von Göttweig hielt die Exequten. Nun wählten die Garstener Georg Falb zum Abt, der in Garsten Profeß gemacht hatte, nun aber Abt in Göttweig war, einen Mann von seltener Gelehrsamkeit und voll Eifer für die katholische Kirche. Der Prior reiste mit mehreren Be¬ gleitern von Garsten nach Göttweig, um den Gewählten zur Annahme der Abtwürde zu bewegen, aber ganz vergebens. Falb nahm die Wahl nicht an. Statt seiner wurde nun ein Benediktiner von Melk als Anton II. (Spindler) Prälat von Garsten. Dieser war ein würdiger und tatkräftiger Nachfolger seiner beiden Vor¬ gänger, er arbeitete ungeachtet der in Steyr übermütig herr¬ schenden Protestanten unablässig und zielbewußt für die ka¬ tholische Sache, setzte neuerdings einen Priester in das Bruder¬ haus zu Steyr und hielt daselbst am 29. Juli 1616 in eigener Person wieder den ersten katholischen Gottesdienst. Obwohl ich der Magistrat heftig sträubte, tat er 24. Oktober 1617 dasselbe in der Spitalkirche, die nun auch wieder dem ka¬ tholischen Kult geöffnet war. Er ermöglichte es in diesen Jahren dem Kapuziner¬ orden, in Steyr feste Wurzeln zu fassen, und gab ihm einen dem Stifte gehörigen Grund für den Bau seiner Kirche und seines Klosters. In der damaligen so bewegten und stürmischen Zeit erlitt auch Garsten manches Ungemach. Im Jahre 1624 erschienen die Reformdekrete Kaiser Ferdinands II. und wurden mit Kraft durchgesetzt. Auch Abt Anton trug mit den Seinigen dazu bei. Er und die Priester seines Stiftes wirkten aber
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