Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten
39 missäre gegenwärtig sein mußten. Auch aus den anderen Garstener Pfarren wurden die evangelischen Prediger ver¬ jagt. Nur Neustift war immer katholisch geblieben. Martin I. genoß hohes Ansehen. 1598 wurde er Ver¬ 599 treter des Prälatenstandes im Lande ob der Enns, zum ernannte ihn Kaiser Rudolf II. wegen seiner Verdienste Abte von St. Lambrecht in der Steyermark. Dort regierte er als Abt so vorzüglich, daß ihm der Ruhm eines zweiten Gründers des Klosters zuteil wurde. Er starb 1613. Nach Garsten wurde 1600 Alexander I., Doktor der Theologie, früher Hofkaplan des Erzherzogs Ernst und Abt von Wilhering, als Abt postuliert. Er war ein in jeder Hinsicht ausgezeichneter Mann, der in kurzer Zeit dem Stifte viel Gutes tat, aber schon 1601 zum Abt von Kremsmünster gewählt wurde, als welcher er nach einer sehr segensreichen Wirksamkeit 1613 starb. Alexander I. folgte zu Garsten als Abt Johann Wil¬ helm (Heller), dessen markige Charaktergestalt in dem herr¬ lichen Roman unserer heimischen Schriftstellerin Handel¬ Mazzetti Stephana Schwertner“ so treffend gezeichnet ist. Ueberhaupt sei hier darauf verwiesen, daß man es jedem Freund der Heimat, jedem Steyrer und jedem Garstener nur dringend raten kann, das erwähnte literarische Meisterwerk mit Andacht zu lesen. Abt Johann Wilhelm Heller hatte vor seiner Berufung nach Garsten zwei Jahre das Stift Gleink verwaltet. Als Prälat von Garsten erbaute er 1604 das Haus in dem einstigen Buchenwäldchen (Buchholz) und das Kastnerhaus an der Straße nach Steyr. Er tat sehr viel zur Wiederherstellung der Religion und hatte in dieser Hin¬ sicht manche Streitigkeiten mit dem Magistrate in Steyr. Viele Schriften wurden gewechselt, der Abt bewies sein Recht auf die Kirchen der Stadt, die die protestantischen Bürger nicht abtreten wollten, da sie seit so langer Zeit, das heißt seit Beginn der Reformation in Steyr, in deren Besitz wären, wie sie ihren Widerspruch begründeten. Der Abt forderte als oberster Pfarrherr die Schlüssel zum Gottesacker und zum Bruderhause, zur Spital= und Dominikanerkirche, zu den Kapellen, besonders im Hirschenhause, er verlangte die Vor¬ weisung aller Stiftungen. Am 8. April 1605 setzte er das alles durch. Ferners schrieb er an den Magistrat wegen Aufhebung der lutherischen Schulen und der Gesänge bei den Begräbnissen, dann auch wegen der Aufnahme eines ka¬ tholischen Schulmeisters. Viele seiner Absichten erreichte er zum Wohle der katholischen Religion. Leider dauerte diese Besserung nicht lange, denn 1608 zwang Erzherzog Matthias seinen Bruder, Kaiser Rudolf
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2