Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

38 als Pfarrer von Gaflenz verheiratet war, wurde 1568 wegen seiner Grundsätze von Kaiser Maximilian II., der die Klöster reformieren wollte und in dieser Hinsicht ein scharfes Dekret erlassen hatte, abgesetzt. An seine Stelle kam der frühere Abt von Gleink, Lach¬ mayr, als Abt Georg II. Als aber der Kaiser sah, daß auch dieser ein Protestant sei, setzte er auch ihn ab (1574). Ueber die späteren Schicksale des Abgesetzten sind verschiedene, sehr sonderbare, aber ungewisse Nachrichten vorhanden. Nun wurde über Ansuchen des Bischofs von Passau von Kaiser Maximilian selbst der Pior von Melk als Jo¬ hannes I. (Spindler) zum Abte von Garsten ernannt, der viele Mißbräuche abschaffte und unter dem im Kloster wieder ein besserer Geist einkehrte. Man begann katholischerseits allenthalben dem Protestantismus energisch entgegenzutreten und die Einheit der Katholiken stärkte sich wieder, während die Evangelischen in verschiedene Sekten zerfielen und unter¬ einander in die größten Streitigkeiten gerieten. Allerdings waren die Kämpfe zwischen der alten Kirche und den Neuerern sehr langwierig. Der neue Abt schloß mit Steyr wegen des Zehents und des Burgfriedens, derentwegen seit 1523 ein Streit gewesen war, einen Vertrag. Nach einer I. vierzehnjährigen Tätigkeit in Garsten wurde Johannes Abt von Kremsmünster, wo er 1600 starb. Nach dem Scheiden Johannes I. aus Garsten hatte das Kloster zwei Jahre lang keinen Abt, sondern nur einen Prior als Administrator (Ver¬ walter). Dieser Prior hieß Michael und wurde später Abt in Baumgartenberg. Erst am 24. Mai 1591 wurde die Wahl des nächsten Abtes vorgenommen und sie fiel auf Martin I. (Alopitius). Dieser war früher Weltpriester, Pfarrer zu St. Lambrecht, ging dann in Garsten in das Noviziat, wurde bald Prior und nun Abt. Martin trat entschieden in die Fußstapfen seines Vorgängers und gab sich viele Mühe, den katholischen Glauben wieder herzustellen. Anfangs waren seine Bestrebun¬ gen ziemlich erfolglos, später aber, als ihm besonders in den Jahren 1598 und 1599 der Landeshauptmann Unterstützung angedeihen ließ, setzte er manche seiner Absichten durch. 1598 wurde der protestantische Pfarrer von Steyr, Wolfgang Lampel, abgesetzt und seine Stelle einem Pater vom Stifte namens Schwarzhanns gegeben. Die protestantischen Pre¬ diger wurden ausgewiesen, die Pfarrkirche neu eingeweiht und 1599 fand in ihr nach langer Zeit wieder zum erstenmal der katholische Gottesdienst statt. Daß der Protestantismus noch stark war, zeigt der Umstand, daß in der nächstfolgenden Zeit über Anordnung des Landeshauptmannes beim katho¬ lischen Gottesdienste in der Pfarrkirche immer zwei Kom¬

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