Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

37 1528 erhielt Garsten einen Gnadenbrief von Kaiser Fer¬ dinand I., in dem das Kloster die Vollmacht erhielt, auf den Stiftspfarren allein zu schalten und nach dem Tode der Pfarrer deren Mobilien an sich zu nehmen, ohne durch Gericht daran behindert zu werden. 1529 und 1532 litt das Stift sehr großen Schaden durch die Einfälle der Türken. Diese zerstörten die Weinberge und das Haus des Klosters in Nußdorf sowie viele Gebäude der Untertanen Garstens. Der zum Stifte gehörige Markt Weyer, die dortige Kirche und der Ort Gaflenz wurden von den muselmanischen Horden verbrannt. Zur Bezahlung der großen „Türkensteuer“ an den Staat mußte die Herrschaft Biberbach verkauft werden, die an das Geschlecht der Hager von Allentsteig kam. Ungeachtet dieser Unglücksfälle ver¬ schaffte doch der Abt dem Stifte auch neue Untertanen und führte verschiedene Gebäude auf. Pankratius I. starb 1537 in Wien und wurde im Kloster zu den Schotten begraben. (Granfuß), An seine Stelle trat Abt Wolfgang I der bis zu seiner Erwählung Pfarrer in Steyr war. Er ver¬ tauschte die Herrschaft Wilhelmsburg im Lande unter der Enns gegen fünf Höfe und Güter in Oberösterreich. Zu seiner Zeit nahm die protestantische Religion schon sehr überhand, ja 1544 lehrte sie der aus dem Stifte Garsten stammende Pfarrer Wolfgang Waldner von Steyr ganz öffentlich. Der Abt scheint selber der neuen Lehre nicht ganz abhold gewesen zu sein, denn er duldete die Predigten des Wolfgang Waldner, der sich später sogar verheiratete, aber 1548 nach Augsburg flüchtete. Wie weit es in Garsten schon fehlte, zeigt die Tatsache, daß der Nachfolger Waldners als Pfarrer in Steyr, Lorenz Twenger, der ebenfalls Pater in Garsten gewesen war, in der Stadt den protestantischen Gottesdienst einführte. Abt Wolfgang starb 1559. Sein Nachfolger wurde der Pfarrer von Gaflenz als Abt Antonius I. (Prundorfer). Der war der neuen Lehre sehr ergeben und der Protestantismus fand im Kloster immer mehr Anhänger. Nach den Annalen desselben bestand damals im Stifte ein doppelter Konvent, der katholische im inneren Trakte und der evangelisch gesinnte im äußeren Trakte des Klostergebäudes. Der Abt Antonius machte dem Kloster vielen Schaden. Ohne Wissen des Kapitels übergab er den Damberg mit seinem ganzen Wald dem Burggrafen von Steyr und be¬ hielt sich nur die Erlaubnis vor, dort jährlich einige Bäume fällen zu dürfen. Das Stift erhielt im Jahre gewöhnlich nur mehr 116 Bäume, 2 Hirsche und 4 Hirschkühe. Auch einen großen Teil der Mollner Besitzungen, die kleine Jagd aus¬ genommen, trat er an den Burggrafen ab. Antonius I., der

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