Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten
36 an einen Felsen, der Abt wollte auf diesen springen, um sich zu retten, fiel aber in die Enns und ertrank. Sein Leichnam wurde erst später gefunden. Nun wurde Ulrich IV. gewählt, der Sohn eines reichen Messerers von Steyr. Er kaufte von seinem Bruder, einem Steyrer Ratsherrn, 1513 das Dorf und die Herrschaft Biberschlag und brachte noch gegen vierzig Höfe an das Stift. 1511 vollendete er den erweiterten Bau der Kirche von St. Ulrich, auch soll er die Pfarrkirche von Garsten, die außerhalb der Mauer und des Grabens um das Kloster lag, erneuert und verschönert haben. 1518 erhielt er zu das Privileg, beim Kloster über die Enns eine Brücke er¬8 bauen, um die Kranken jenseits des Flusses schneller reichen zu können. Die Brücke wurde wohl gebaut, aber bald wieder weggerissen. Man stellte sie dann nicht mehr her, sondern erbaute dafür in Steyr 1524 die Neubrücke. Unter Abt Ulrich IV., der im Rufe großer Gelehrsamkeit und eines heilig¬ mäßigen Lebenswandels stand, blühte das Kloster in jeder Beziehung auf. 1524 starb der Abt, betrauert von den vierzig Mönchen seines Klosters. Schon hatte die verhängnisvolle Reformationszeit ihren Anfang genommen. * Die Rebte in der Reformationszeit bis zur Erbauung der neuen Stiftskirche. Am 31. Oktober 1517 hatte der Augustinermönch Martin Luther seine 95 Ablaßthesen gegen Tetzel an der Witten¬ berger Schloßkirche angeschlagen, die unseligste aller Glaubens¬ spaltungen war von einem anfangs sicherlich nicht böswilligen, aber unbedachten Feuergeist vorbereitet worden, bald begann die tieftraurige Zeit der Reformation, die das ganze deutsche Volk entzweite und namenloses seelisches, aber auch wirt¬ schaftliches Elend über die deutschen Gaue brachte. Auch die Aebte von Garsten mußten bald unter dem neuen Glaubenskriege leiden. Der Nachfolger Ulrichs IV., der 1524 zum Abte gewählt wurde, hieß Pankratius I. (Ha zuer). Er stand dem Stifte in einer sehr düsteren und bewegten Zeit vor. Damals begannen sich auch schon in Steyr und Umgebung die lutherischen Lehren einzuschleichen und als Abt Pankratius mit allem Nachdruck für die Reinerhaltung des katholischen Glaubens eintrat, hatte er bereits verschiedene Verdrießlichkeiten mit Steyrer Bürgern. Selbst ein Mitglied seines Stiftes, der damalige Steyrer Pfarrer Michael Forster, stand in dem begründeten Verdacht, der neuen Lehre zu huldigen; er wurde daher auch vom Abte seines Amtes ent¬ hoben.
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