Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

35 Im Jahre 1458 erhielt Adalbert auf Ansuchen Herzog Albrechts VI. vom Papste Pius II. die Infel, den Ring und die übrigen Pontifikalien, deren er sich aber aus Be¬ scheidenheit nie bediente. Er starb 1461. Auf Adalbert folgte Abt Berthold VI., der den Bau der Abtei nahe an der Enns begann und das ganze Kloster mit Mauern und Türmen befestigte, weil die Soldaten des Georg von Stein, der damals Besitzer von Steyr war, das Kloster zweimal ausgeplündert hatten. 1464 wurde der Bau der (heute nicht mehr bestehenden) Pfarrkirche von Garsten vollendet. 1465 kaufte das Stift den Kammerhof, den Kaiser Friedrich IV. im Jahre 1466 frei machte, da er früher ein Lehen der Herzoge von Oesterreich war. 1471 kamen in Passau viele Aebte des Benediktinerordens zu¬ sammen, um über die Einführung einer gleichen Verfassung, besonders in bezug auf Gottesdienst und Chorgebet, zu be¬ raten. Berthold VI. starb 1473 und es folgte ihm Benedikt der Erste, der das Gebäude vollendete, die Einkünfte des Stiftes durch Güter und Stiftungen vermehrte und das Recht, „in der Enns, Steyr und unter dem Himmel“ zu fischen, neuerdings erhielt. Dem Burggrafen von Steyr wurde aufge¬ tragen, das Kloster in diesem Rechte zu schützen. Der Abt wurde auch von den obderennsischen Ständen wegen des feindlichen Einfalles des Ungarnkönigs Matthias Corvinus zu Kaiser Friedrich IV. als Deputierter nach Worms geschickt, gewiß ein Zeichen seines hohen Ansehens. Nach dem Tode Benedikts I. wurde 1488 Leonhard der Zweite (Knieschenk) Prälat des Stiftes. Unter ihm wurde die Kirche Frauenstein bei Klaus erbaut. Er regierte nicht lange, denn schon 1493 wurde er am Ursulatage grau¬ sam ermordet. Zwei seiner Neffen, von denen einer Tuch¬ scherer in Steyr, der andere sein Kammerdiener war, und ein Schwager, ein Kleidermacher, ermordeten ihn in der Hoffnung, Schätze zu entdecken, heimlich im Kloster. Als sie aber den erhofften Raub nicht fanden, legten sie den Leich¬ nam an einer Stiege beim Turme nieder, um den Anschein zu erwecken, als wäre er herabgestürzt worden, flohen dann und verkündeten in Steyr, die Mönche hätten ihren Abt umgebracht. Allein, sie erregten bald Verdacht, wurden einge¬ zogen, machten schließlich ein Geständnis über die Tat und wurden durch das Schwert hingerichtet. Nun wurde 1493 Georg I. zum Abte gewählt, doch auch ihn verfolgte das Unheil. Am 1. November 1494 brannte ein großer Teil des Stiftes ab und am 21. Mai 1495 ertrank er selbst in der Enns. Er fuhr nämlich auf einem Floße flu߬ abwärts, das Floß stieß in der Nähe des Schlüsselhofes

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