Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

31 Versammlungen greulichen Unfug“. Ihr Treiben war tat¬ ächlich schlimm, das zeigt der Umstand, daß 1395 die welt¬ liche Instanz, nämlich Herzog Albrecht III., energisch eingriff. Auf seine Veranlassung sandten die Bischöfe von Salzburg und Passau Inquisitoren nach Steyr, unter denen Petrus, der Provinzial der Cölestiner, den Vorsitz führte, der später in Garsten starb und dort begraben wurde. Mehr als tausend Personen, Männer und Weiber, standen vor seinem Rich¬ terstuhl, so daß sich das Volk empörte und gewalttätig auf¬ trat. Im genannten Jahre 1395 zündeten die Waldenser die Scheune des Pfarrers von Steyr an, weil er den Inqui¬ sitor beherbergte. An die Tore der Stadt hefteten sie ein Stück verbranntes Holz mit einem blutigen Messer, um an¬ zuzeigen, daß sie ihre Sekte mit Mord und Brand zu ver¬ teidigen bereit seien. Im folgenden Jahre verbrannten sie den Priester. Johannes, den Vikar von Wolfern, mit seinen Leuten und dem Pfarrhof. Im Jahre 1397 zündeten sie den Pfarrhof von Wolfern noch einmal an und wollten auch den damaligen Vikar Jakob mit den Seinigen ver¬ brennen, aber er konnte ihnen entrinnen und die Anstifter wurden gefangen genommen. Die Verhandlung gegen die Waldenser wurde 1397 abgeschlossen, das Urteil bekannt ge¬ macht und vollzogen. Im Kraxental, einem kleinen Tal in Garsten, das damals Früxental genannt wurde, verbrannte man öffentlich und lebendig mehr als hundert Waldenser, ein hartes Urteil, das nur aus der strengen Rechtsauffassung der damaligen weltlichen Gerichtsbarkeit erklärlich ist, die den Feind der Religion als Hochverräter am Vaterlande be¬ trachtete. Die Asche der Verbrannten wurde am Ketzerfried¬ hof in Pyrach bestattet. In Garsten sollen einst drei dicke Bände mit Akten über die Gerichtsbarkeit gegen die Wal¬ denser aufbewahrt gewesen sein. Doch kehren wir nun wieder zum Jahre 1317 zurück. In diesem Jahre starb Abt Ulrich III. und es folgte ihm Otto l., der im Kloster manches Gebäude errichtete, die Kirche ver¬ schönerte und die Klosterbibliothek erweiterte. 1318 wurde zwischen Garsten und Lilienfeld ein Uebereinkommen wegen der Untertanen in Wilhelmsburg im Lande unter der Enns getroffen. 1333 schenkte Konrad von Volkenstorf sein Gut, die Brandstatt genannt, dem Kloster. Im selben Jahre starb Otto und es folgte ihm Heinrich I., der im Jahre 1335 schon wieder aus dem Leben schied. Der folgende Abt, Michael I., verschaffte dem Stifte wieder einige Güter. Im Jahre 1342 wurden von Herzog Albrecht II. die Privilegien des Klosters neu bestätigt. Mi¬ chael starb 1352 und es folgte ihm Erhard oder Eber¬ hard I., der vorher Pfarrer in Steyr gewesen war.

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