Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

23 lagen Berthold am Herzen. Er unterrichtete sie selber im Katechismus und tat dies mit großer Liebe und Geschick¬ lichkeit. Was aber Berthold I. vor allem groß und berühmt gemacht hat, was ihm auch bei den Zeitgenossen und der Nach¬ welt den Ehrennamen Vater Berthold“ eintrug, das war seine Liebe zu den Unglücklichen und Verfolgten und sein Seelen¬ eifer für die Bekehrung der Gefallenen. I., Dem flüchtigen Erzbischof von Salzburg, Konrad bot er, unbekümmert um die Gefahren, die dem Kloster daraus erwachsen konnten, sein Stift als Zufluchtsstätte an und brachte ihn dann vor den Nachstellungen Kaiser Heinrichs in der Steyrer Burg in Sicherheit. Ein Raubritter, Leo mit Namen, der Blutschuld auf sein Gewissen geladen hatte, nahm in seiner Not vor den Ver¬ folgern im Kloster Zuflucht, fand hier ein unantastbares Asyl, wurde ein strenger Büßer und führte bis zu seinem Tode als Mönch ein heiligmäßiges Leben. Ein altes Bild, das heute noch im Pfarrhof Garsten zu sehen ist, verewigt diese Episode. Aehnliches wird von einem gefürchteten Räuber namens Ein¬ wick erzählt. Von Berthold hieß es, daß von ihm niemand ungetröstet fortgehe. Unter aufreibender Tätigkeit für das Kloster war Ber¬ thold I. 80 Jahre alt geworden. Er fühlte sein Ende nahen. Im Jahre 1142 hatte er seinem Freunde, dem Abte Gottfried von Admont, melden lassen, er möge ihm den letzten Liebes¬ dienst, die Beerdigung seiner Leiche, angedeihen lassen. Bald darauf, es war im Juli 1142, erkrankte er ernstlich, empfing die Sterbesakramente, nahm ergreifenden Abschied von allen Mitgliedern seines Klosters, machte nach der Legende noch die Prophezeiung, Garstens Glanz werde einst sehr vermindert werden, aber später wieder aufleuchten, und starb am 27. Juli des genannten Jahres um 2 Uhr morgens den Tod eines Heiligen. Die angesehensten und ältesten Brüder des Konventes trugen den Leichnam zu Grabe. Er wurde mitten in der da¬ maligen Kirche bestattet. Die Stelle wurde durch ein schönes Grabmal bezeichnet. 1620 wurde er bei einem ihm zu Ehren erbauten Altare beigesetzt und in der neuen Kirche ruht er ebenfalls neben dem sogenannten Bertholdialtar in einer Nische. Berthold wurde vom Volke bald nach seinem Tode bereits als Heiliger verehrt, die Legende berichtet von manchem Wunder, das durch seine Fürbitte geschah, doch wurde er von der Kirche selbst bis heute nicht heilig, sondern nur selig gesprochen. Jedenfalls verdient es Berthold I., vom Volke als Patron Garsteis verehrt zu werden, sein Name steht in der Geschichte Garstens mit goldenen Lettern.

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