Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

22 1142 schenkte König Konrad III. dem Kloster auf Bitten Berthold I. eine große Waldstrecke in der Riedmarch vom Flusse Jowernitz bis zur Aist und zu den Grenzen der Slawen. So berichten alte Quellen. Aus all dem sehen wir, daß sich Garsten bereits unter seinem ersten Abt zu einem mächtigen Stifte entwickelte. Doch was von viel höherer Bedeutung ist, Abt Verthold führte das Leben eines heiligen Ordensmannes, der wohl das seinem Stifte anvertraute irdi¬ sche Gut treu verwaltete, aber doch jederzeit für sich und die Seinen in erster Linie das Reich Gottes suchte. Die reichen Schenkungen des Markgrafen Ottokar und dessen Gemahlin setzten Berthold in die Lage, im Sinne der Benediktinerregel reiche Gastfreundschaft zu üben und den Armen und Notleidenden jederzeit ein freigebiger Helfer zu sein. Man nannte ihn mit Recht einen Vater der Armen. Sein Herz hing nicht an Geld und Gut. Die Legende berichtet folgenden schönen Zug von ihm. Eines Tages hatte sein Kämmerer einen Bettler mit der Be¬ gründung abgewiesen, es sei kein Geld mehr im Kasten. Berthold ließ den Kasten öffnen, und als sich doch noch einige Münzen vorfanden, ließ er diese sogleich in die vor¬ überfließende Enns werfen, weil, wie er sagte, auf dem Gelde, das der Geiz den Armen vorenthalte, kein Segen mehr ruhe. Seine Freigebigkeit war so groß, daß mehr als einmal die Mönche des Konventes selber in arge Bedrängnis kamen. Berthold beruhigte sie jedesmal mit dem Hinweis auf die gött¬ liche Vorsehung und es kam immer wieder zur rechten Zeit Hilfe. In gleicher Weise rühmt die Legende Bertholds Demut. Trotz seiner hervorragenden Stellung und seines großen An¬ sehens, das er weit über die Landesgrenzen hinaus genoß, betrachtete er sich selbst doch immer als den niedrigsten und unwürdigsten unter seinen Ordensbrüdern. In den Sommer¬ monaten wurden täglich drei Arme an der gemeinsamen Klostertafel gespeist und ihnen nach dem Beispiel Christi beim letzten Abendmahle die Füße gewaschen. In dieser demütigen Verrichtung wechselten die Priester des Klosters ab. An allen Sonntagen aber wusch Berthold selbst in erbaulicher Demut den Armen die Füße. Große Sorgfalt verwandte Abt Berthold auf die Er¬ ziehung der Kinder, die man seiner neuen Klosterschule anver¬ traute. Die Adeligen brachten ihre Knaben von weiter Ferne nach Garsten. Auch ein Neffe des Abtes namens Ulrich, der später in den Orden eintrat, Prior von Garsten und im Jahre 1173 Abt von Kremsmünster wurde, befand sich be¬ reits als Knabe in der Klosterschule. Besonders die Kleinen

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