Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

19 sich der merkwürdige Fall, daß gleich einige Kleriker aus Unvorsichtigkeit beim Baden in der Enns ertranken. Ueber Anraten seines Schwagers, des Markgrafen Leopold IV. von Oesterreich, wandte sich nun Ottokar VI. an den Abt Hart¬ mann von Göttweig und bat ihn, Garsten mit Benediktiner¬ mönchen zu besetzen. Abt Hartmann erfüllte dieses Ansuchen und schickte mehrere Mitglieder seines Stiftes nach Garsten. Es war im Jahre 1107, als auf diese Weise das eigentliche Benediktinerkloster entstand. Abt hatte es noch keinen, der erste Prior hieß Wirnto. Den bisherigen Bewohnern des Hauses wurde freigestellt, zu bleiben und sich der neuen Regel zu unterwerfen. Die größere Zahl der Kleriker scheint es vorgezogen zu haben, Garsten Lebewohl zu sagen, einige von ihnen, die Ottokars Untertanen waren, wurden sogar mit Gewalt zum Verlassen des Ortes gezwungen. Unter letzteren waren einige, die später in den Orden eintraten und sich dann in diesem auszeichneten. So ein gewisser Eberhard und zwei namens Ulrich, von denen einer in der Folge als erster Abt von Gleink aufscheint. Als im Jahre 1110 der Prior Wirnto zum Abt in Formbach gewählt wurde, dachte man daran, Garsten einen Abt zu geben. Abt Verthold I. Der erste Abt von Garsten, der als solcher und auch wegen des Rufes seiner Heiligkeit in der Geschichte Garstens und der Umgebung den obersten Ehrenplatz verdient, stammte aus dem Adelsgeschlecht der damals regierenden Grafen von Württemberg und war verwandt mit den Babenbergern und den Ottokaren. Sein Vater hieß Albert, seine Mutter Luit¬ garde, einer seiner Brüder regierte damals in Württemberg in als Graf Konrad I. Berthold war vor seinem Eintritte den Benediktinerorden mit Adelheid von Lechsmund vermählt. Seine Frau starb in jugendlichem Alter im Jahre 1080. Bald darauf trat Berthold zu St. Blasien im Schwarz¬ wald in den Orden ein, empfing die Priesterweihe und wirkte nun durch fast 30 Jahre im genannten Kloster als gewöhn¬ licher Pater, dana als Subprior und Vorsteher der Bibliothek. Als 1107 Wirato als Prior nach Garsten entsandt wurde, berief der Abt von Göttweig an dessen Stelle Berthold als Prior in sein Kloster. Im Jahre 1111 wurde, wie die Chroniken von Admont und Melk berichten, Berthold erster Abt von Garsten, für das nun ein neues Zeitalter begann. Schon bald, nachdem der neue Abt den Krummstab in die Hand genommen hatte, hob sich das Kloster in geistlicher Beziehung durch die mustergültige Disziplin und wahre Fröm¬

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