Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten
18 Ihre Bedeutung beginnt mit Ottokar V., der zuerst im Jahre 1048 als treuer Anhänger des Kaisers Heinrich III. geschichtlich auftritt, diesem im Feldzuge gegen Ungarn Heeres¬ folge leistet und dafür im Jahre 1056 zum Markgrafen in der obern karanthanischen Mark ernannt wird, weil dieses Reichs¬ lehen durch den Tod Gottfrieds aus dem Geschlechte der Lam¬ bacher frei geworden war. So erbte Ottokar V. als Bluts¬ verwandter der Lambacher laut Vertrag die Besitzungen im Enns= und Paltental. Er, der im Jahre 1059 das letztemal urkundlich erscheint, war auch der Begründer des Klosters Garsten, das sich zum Kulturträger für das ganze Ennstal I. entwickelte. Ottokar V. (von anderen wird er Ottokar genannt) regierte bis zum Jahre 1088. Im Jahre 1082 faßte er den Entschluß, in der Nähe seiner Burg und der Stadt Steyr ein Kloster zu errichten. Er vereinbarte zu diesem Zwecke mit dem berühmten Bischof Altmann von Passau einen Tausch, übergab ihm die Pfarre Behamberg im Lande unter der Enns und erhielt dafür die Pfarre Garsten mit allen geistlichen Gütern sowie allem Zehent zwischen dem oberen und unteren Ramingbach, zwischen der Enns und dem Steyrfluß, so daß also Steyr selbst samt Um¬ gebung zur Pfarre Garsten gehörte. Ottokar begann im selben Jahre 1082 den Bau eines Klosters zu Ehren der hl. Maria und besetzte es, wie es in einer Urkunde heißt, mit Kleri¬ kern. Es sind darunter Weltpriester zu verstehen, die ohne eigene Ordensgelübde ein gemeinschaftliches Leben führten. Ihr erster Vorsteher hieß Eberhard. Es war also die erste kirchliche Siedlung in Garsten kein eigentliches Kloster, sondern ein Priesterhaus. Ottokar schenkte seiner Stiftung viele Güter. Er beließ ihr alles, was schon früher zur Pfarre Garsten gehört hatte; den ganzen Zehent zwischen dem oberen und unteren Raming¬ bache gab er noch dazu. Ebenso eine Mühle an der Steyr, einen Hof an der Mündung der Raming in die Enns, den Wald Tanberg (heute Damberg), um den Priesterkonvent in Garsten mit Holz und auch mit Weideplätzen für das Vieh zu versorgen. Die Jagd behielt sich Ottokar vor. Ferners kam zu Garsten die Besitzung Jagirnberge (Jägerberg), ein Hof am Sarmingbach, mehrere Güter und Höfe bei Derinberch (Ternberg), Ascha (Aschach) und Michelndorf, auch einige Weinberge und andere Besitzungen im Lande unter der Enns. Freigebiger hätte der Gründer wirklich nicht mehr sein können. Ottokar starb 1088 in Rom, wo er auch begraben wurde. Ihm folgte sein Sohn Ottokar VI. Erst dieser machte aus der Gründung seines Vaters ein Kloster des Benediktiner¬ ordens. Die Disziplin des Priesterkonvents in Garsten ließ nämlich bald bedauerlicherweise nach, ja es ereignete
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