Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

12 Die Bajuvaren. Dieses Volk tritt mit schwerer Sohle den Boden unseres Bezirkes; kräftige, blauäugige, flachshaarige Recken, mit Wurf¬ spieß oder Lanze und Schild bewaffnet, in groben Woll¬ stoff gehüllt, ohne Zier und Prunk, verdrängen die Römer: mit Wut und Gewalt zerstören sie deren Werke, suchen sich Ansiedlungen aus, in denen dann rüstige Frauen in purpur¬ besäumtem Linnenkleide unter Beihilfe gesunder Kinder häus¬ lich walten. Der Besitz erweitert sich; Unkraut wird ausge¬ rodet und an Stelle überreifen Waldes erstehen fleißig bear¬ beitete Fluren, auf denen sich die Sippen in patriarchalischer Weise einem Erwählten unterordnen. Das Rechtsgefühl schafft bereits ein auf die alte Denkweise begründetes Rechtsleben; es entstehen Verbände, Gaue und später der Traungau. Hier stehen die Bajuvaren unter Herzogen aus dem edlen Ge¬ schlechte der Agilolfinger, die das Land vor Feinden kräftig zu schützen verstanden. Orte und Städte werden gegründet, ein frisches Leben be¬ ginnt auf den Bergen und im Tale, die Bewohnerschaft wächst zusehends und vermehrt sich durch Zuzug von Slawen, be¬ sonders an der Traun, Enns und Steyr, wo wir Ortsnamen finden, die slawischen Ursprungs sind. Die Enns wird Grenz¬ fluß gegen die Avaren; diese dringen öfter verwüstend in unser Gebiet ein und erst unter Herzog Odilo und seinem Nachfolger Thassilo II. erfolgt wieder ein neues Aufblühen. Lange ging es her, bis die heidnischen Bajuvaren dem Christentume gewonnen wurden, was dem hl. Rupert, dem Gründer Salzburgs, und dem hl. Bonifatius, dem Apostel der Deutschen und Begründer des Bistums Passau, zu danken. ist. Ihre Schüler pflegen die frische Pflanze der Religion und #77 gründet Thassilo das Kloster Kremsmünster; zu dieser —— Zeit gibt es schon Kirchen und Kapellen im Bezirke. Unter den zehentpflichtigen, im Bezirke befindlichen Orten nennt die Ausstattungsurkunde für das Kloster Kremsmünster fol¬ gende: Kremsmünster, Hall, Sipbachzell, Leombach, Ipf, Die¬ tach, Sierning, Pfarrkirchen, Eberstallzell. Kremsmünster, das östlichste Kloster Bayerns, wurde be¬ sonders wichtig; es bekehrte noch heidnische Nachkommen zu¬ rückgebliebener Römer, Awaren und Slawen, förderte die Landwirtschaft und die Handwerke, gründete deutsche Kolo¬ nien auf eigenem Besitze und bahnte die Vergrößerung Bayerns an. Karl der Große, König der Franken und Kaiser der Deutschen, setzt den nach Unabhängigkeit ringenden Herzog Tassilo II. ab und schickt ihn 787 in ein Kloster nach Frank¬ reich, nimmt das Land bis zur Enns in Besitz und es be¬ ginnen durchgreifende Aenderungen. Karls Augenmerk ist.

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