Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

von Norden, während das mächtige Römervolk sein Reich von Süden her erweiterte und im Jahre 15 v. Chr. die Donau als nördliche Reichsgrenze bestimmte. Jetzt sehen wir das Gebiet von der Donau bis zum Kamme der nördlichen Kalk¬ alpen von den Römern erobert und im Jahre 50 nach Chr. als Ufernorikum einen Teil des Römerreiches bilden. Die keltischen Einwohner verlieren ihren Namen und heißen nun Noriker; ein Prokurator (Statthalter) des Kaisers be¬ sorgt die Verwaltung und die Ausnützung der Provinz für den Kronschatz, er ist mit dem Abzeichen der konsularischen Würde ausgezeichnet, seine Toga ist mit Purpur verbrämt, sechs Liktoren umgeben ihn. Die Eroberer bringen römische Kultur, Sitten und Un¬ sitten ins Land; Belen, der Sonnengott der Kelten, verschwin¬ det im geheimnisvollen Dunkel der Haine und an seinerstatt werden dem blitzestrahlenden Jupiter Altäre errichtet. Rö¬ mische Krieger vermischen sich mit den keltischen Einwoh¬ nern und tragen einen Strahl des Christentums in die Pro¬ vinz; das Handwerk blüht auf, es zeigt sich eine entwickelte Acker= und Gartenwirtschaft, so daß der ertragfähige Boden (Acker, Wiese, Weide, Wald) nach dem Grade der Güte in den Kataster eingetragen wird. Die Viehzucht wird ge¬ fördert durch die als Staatseigentum betrachteten und jähr¬ lich verpachteten Alpenweiden, auf denen schon zur Römer¬ zeit die sogenannten casae alpinae (Almhütten) standen, die an vielen Orten heute noch „Kasern“ genannt werden. In Ufernorikum lag auch unsere Gegend und es ist un¬ umstößlich nachgewiesen, daß die Römer hier geherrscht haben, sowie uns aus Berichten damaliger Zeit die Regierungs= und Verwaltungsmaßregeln der Römer kundgegeben werden. Durch unseren Bezirk führten Straßen, wie solche von der Natur des Landes gefordert und den Römern in ihren Standorten Lau¬ riacum (Lorch bei Enns) und Ovilavis (Wels) nicht nur wichtig, sondern notwendig waren. Winke für die Existenz einer Römerstraße oder einer Ortschaft geben uns verschiedene Namen oder Namenteile, wie Straß, Heid, Teufel, Burg, Walch, Graben u. a. m., ferners die in den alten Urkunden vorkommende Bezeich¬ nung via publica oder strata publica, unter welcher Be¬ zeichnung häufig alte Römerstraßen gemeint sind. Die für Garsten bedeutungsvollste Römerstraße führte von Lorch über Kronstorf in der Richtung der heutigen Post¬ straße nach Steyr. Von hier zog sie die Enns aufwärts über Ternberg und Losenstein, an welchen Orten Münzen von 70 Marcus Antonius, dem Triumvir, gefunden wurden, Altenmarkt in Steiermark und von dort über den Buchauer¬ sattel nach Admont im Ennstal.

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