Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

73 nicht lassen wollten, oder jemand in einigen Weg beschwerten, die in der ehenge- nannten Sach geholffen habend, daß ihr die ohn alles Verziehen, wo ihr an sie kom- men möget, oder da man euch auf sie zeiget, anfallet, fahet, und zu Unsern Händen festiglich haltet, und das nicht lasset, oder ihr thät schwerlich wider Uns. Geben zu Wien am Pfingsttag vor Urbani, Anno 1397.“ Woraus abzunehmen, daß die eingezogene, condemnirte, und theils durchs Feuer hingerichtete Leute nicht alle zu Steyer wohnend gewest, sondern auch von andern Orthen dahin für die Inquisition gefordert und gebracht worden. Was für Process mit diesenWaldensern von den Inquisitoribus gehalten, auch ihre Bekänntnissen, und wie ihre Verantwortung ihrer Lehre mag gewesen seyn; Da- von befindet sich in gemeiner Stadt Brief-Gewölb nichts; Daß aber solche Acta vor Zeiten im Closter Garsten sich befunden, hat Matthias Flacius, in seinem Catalogo Testium veritatis, mit diesen Worten bemercket: „Est civitas in finibus Austriae & Bavariae nomine Steyer dicta, audivi ex Mi- chaele Stifelio, ibi in quodam Monasterio esse tria satis magna Volumina Examina- tionum, aut Confessionum multorum hominum à Romana Ecclesia dissentientium qui jam olim, forte amplius ante ducentos annos, sunt ab Inquisitoribus examinati & in plerisque articulis prorsus eadem senserint & confessi sint, quae nos hoc tempore sentimus & docemus; Ego suspicor fuisse Waldenses, quorum olim tum in Austria, tum & in tota Germania vel potius in tota Europa ingens numerus fuit.“ Das ist: „Es liegt an den Oesterreichischen und Bayrischen Gräntzen eine Stadt, genannt Steyer, daselbst in einem Closter seyn, (wie ich von Michael Stifel gehört,) drey grosse Bü- cher, darinnen die Aussagen und Bekänntnissen vieler mit der Römischen Kirchen nicht übereinstimmenden Leute begriffen, welche länger denn vor zwey hundert Jahr ohngefehr, von den Inquisitorn examinirt, und in den meisten Articuln eben dasjenige geglaubt, und bekannt haben sollen, was wir heutiges Tags lehren und be- kennen; Ich halte dafür, sie seyn Waldenser, deren vor Zeiten sowohl in Oesterreich, als gantz Teutschland, ja vielmehr in gantz Europa. ein mächtig grosse Anzahl gewe- sen ist.“ Joann Jacob Grasserus, in seiner neulich Anno 1623. ausgegangenen Walden- ser-Chronica schreibt unter andern: Daß ums Jahr 1315. aus den Waldensern von dem Ertz-Bischofs zu Mayntz fünff und dreyßig seiner Burger zu Byngen und acht- zehen zu Mayntz, wie auch zu Straßburg, auf des Bischoffs allda Befelch, ihrer acht- zig verbrennt worden; Und habe man nichts destoweniger selbiger Zeit um Passau, und auf den Behaimischen Gräntzen 80000. Persohnen von ihrer Confession gefun- den, deren Glaubens-Genossen viele Kirchen in Bulgaria, Croatien, Dalmatien, und Hungarn, und gar in der Stadt Constantinopel gehabt. Es seye auch in der Hirschau- ischen * Chronica zu lesen: Daß ums Jahr 1400. die Waldenser in Oesterreich heff- tig verfolgt worden, sonderlich zu Crembs, und zwar daher, weilen einer von ihren Glaubens-Genossen zu Wien verbrennt worden, welcher ausgesaget, es wären seiner Religion Zugethane noch mehr denn 80000. im Lande. Item, es sey auch hernach An. 1408. noch eine grosse Menge zu Wien verbrennt worden; So sage auch Tritheimius: Die Waldenser wären so starck in Teutschland gewesen, daß sie von Cölln bis gen Mayland reisen, und unter Wegens allezeit bey ihren Glaubens-Genossen einkehren können, welche ihre Häuser unter den Dächern und an den Thüren gezeichnet hat- ten. Caspar Bruschius, in Laurearo veteri gedencket auch: Daß Bischofs Jo- hann zu Passau, der ein gebohrner Herr von Scharffenberg gewest, und * Ohne Zweiffel meynet der Autor Tritbemii Hirsaugiense Chronicon. Annus Christi 1397.

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