Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

485 Der gemeine Pöbel zu Brugg war so unsinnig, daß sie auch selben Tags alle Raths- und Amts-Persohnen gefangen nahmen, und liessen aus denselben ihrer zehen der fürnehmsten enthaupten, welcher Process diesen gefangenen Herren nicht geringe Angst und Forcht wird eingejagt haben, vorab, weil sie über wenig Tag hernach von dannen hinweg geführt wurden, in die Stadt Gent, da es nicht weniger mit voller Aufruhr überfüllt, und ingleichen viel vornehme Herrn des Raths von einem Hand- wercks-Mann (ein Plattner, der sich unter der Gemein zum Obristen aufgeworffen) Meitherischer Weiß hingerichtet worden. Seynd doch hernach (als Kayser Friedrich mit einen großen Heer sein Sohn KönigMaximiliano zu Hülff in Flandern ankommen, jetzt gemelter König aber schon wiederum auf freien Fuß gelassen war) durch die an. 1490. mit den Flanderischen Ständen gemachten Verträg ihrer Gefängnuß auch erlediget worden, wiewohl Gerar- dus Roo meldet, daß noch zuvor aus den Gefangenen Herr Martin von Polhaim, und noch sonst ein Teutscher von den Flanderern dem Cordeo des Königs in Franckreich Kriegs- Obristen unter andern Verehrungen praesentiert worden sey. Gedachten Herrn Martin von Polhaim hat Ertz-Bischoff Hermann, Churfürst zu Cölln alle Jahr, so lang sie beyde im Leben seyn, auf einen jeden St. Merthens-Tag 100. bescheidene Gulden zumDienst- Geld zu geben verschrieben, an. 1486. Erchtag nach Sonntag Vocem jucunditatis. Richardus Dux Eboraci etc. Nobili ac praepotenti Viro ac Domino Martino de Polhaim, ob data Eduardo IV. Regi Angliae Saluberrima consilia, duo millia flore- norum solvere jussit 5. April 1494. Von König Maximiliano hat er 900 Gulden jähr- lich Pension-Geld gehabt verschrieben, biß er von ihme anderwärts mit einer Pfleg versehen werde, welches hernach an. 94. geschehen, da ihme Kayser Maximilian die Herrschafft und Schloß Steyer eingeben, und zum Burggrafen dahin gesetzt, welches Amt er biß auf sein Absterben getragen, und ist denckwürdig, daß gedachter Kayser, der Stadt Steyer Abgesandte, die damahlen zu Wien bey fürgangener Erb-Huldigung anwesig waren, für sich erfordert, und ihnen durch Herrn Veiten von Wolckenstein fürhalten lassen, ihren Obern dem von Steyer anzuzeigen, sie solten dem angehen- den Burggrafen Herrn Merthen allen guten Willen beweisen, welches in gleichen gegen den von Steyer zu thun ihme Herr von Polhaim von Kayserl. Majestät selbsten mündlich in der Gesandten Gegenwart anbefohlen worden. Sein Pfleger auf der Herrschafft Steyer seyn gewest Herr Georg Ketner Ritter, und der Edel Oßwald Raidt: Sein Castner, oder Rentmeister allda Hannß Felchinger, diesen beyden schreibt Herr Merth aus Füssen am Sonnabendtag anno 1497. „hoff in 3. Wochen, oder ehe zu Steyer zu seyn, in Willens meinen Sohn mit mir zu bringen, darum müst ihr eure Weiber wohl hüten vor meinen Sohn.“ Ex Lib. Orig. Am Heil. Pfingst-Tag Abend an. 1498. ist Herr Merth aufm Schloß Steyer ge- storben, und zuWelß imCloster begrabenworden, allda stehet auf seinen Leich-Stein. D. MARTIN DE POLHAIM. AN. MCCCCLXXXXVIII. Herr Martin hat verlassen ein Sohn und eine Tochter von seiner Gamahlin Frau Regina Herrn Christoph von Lichtenstein von Corneid Tochter; sie ist in der Geburt ihrer Tochter verschieden anno 1496. Sonntag nach dem Neuen Jahr. Frau Maria Salome nata 1496. die war verheyrathet Herrn Achatzen von Losenstein, starb an. 1534. liegt in der Herren von Losenstein Capellen im Closter Gärsten begraben.

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