Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

254 Nebst vorgedachter Türcken-Gefahr, und Strittigkeit, mit den Lands-Haupt- mannischen Gerichten, hatte die Stadt noch darzu in diesem Jahr, mit ihren zweyen nechsten Nachbarn, auch genug zu thun, und sich zu wehren. Dann imMonat Junio wurde ein wichtige Beschau gehalten, der zwischen dem Closter Gärsten und der Stadt strittigen und seit Anno 1523. vor der Regierung anhängigen Burgfrieds Juris- diktion halber: Solche Beschau verrichteten Geörg Herr von Scherffenberg zu Spil- berg, Herr Caspar Schallenberger, zu Lufftenberg, Georg Sighartter zu Leobmbach, Achatz Hohenfelder, Pfleger zu Steyer, und Thomas Ennickl, Stadt Richter zu Ennß. Es fiel auch um diese Zeit der Stadt Hoch- Gericht am Steinfeld, welches seit Kayser Friederichs Zeiten, über 60. Jahr, alldagestanden, und nunmehr abgefault war, zu Boden: Selbiges liessen die von Steyer wieder aufrichten. Erstgedachter Pfleger aber, der Hohenfelder, wieder umhacken, aber die von Steyer kehrten sich daran nicht, liessen solches Hoch-Gericht zum andernmahl wieder aufrichten, und schützten sich also bey ihrem Recht und Possess. Um St. Thomä-Tag anno 1533. ist von bösen muthwilligen Leuten, die Figur des Creuzes, und Marter Christi so nechst vorm Gleincker-Thor gestanden, grau- samlich zerhauet und verschleifftworden: Wessentwegen von einem Ers. Rath, durch öffentl. Verruff von der Cantzel und Anschlag am Rath-Hauß, männiglich ermah- net wurde, wer um die Thäter Wissenschafft hätte, solche in geheim zu offenbahren, damit dieselben zur Straff möchten gezogen werden. Dem Anzeiger war 10. fl. zur Verehrung versprochen; Ob die Thäter aber offenbahr worden, davon ist nichts auf- gezeichnet. Ich vermuthe, es sey hernach, an statt dieser zerbrochenen Marter-Säule, das grosse gemauerte und vergatterte Creutz und Abbildung des Leidens Christi auf der Höhe gegen dem Gotts-Acker über, aufgerichtet worden. ImMaijo anno 1534. befiehlt der Lands-Hauptmann, Herr Helffreich vonMe- ckau, Ritter; Weilen sich die gefährlichen Läuffte allenthalben mit Krieg, Theurung und Sterben, je länger je bedencklicher und gefährlicher erzeigen, so solle man von den Cantzeln das Volck zu wahrer Buß vermahnen, und den Allmächtigen durch Procession und andere geistliche Ubungen, die bevorstehende Straff abbitten. Hierzu gab Ursach, daß in diesem Jahr der vertriebene Herzog Ulrich zu Würtenberg durch seinen Vettern, Land-Graf Philipp zu Hessen, wieder in sein Fürstenthum eingesetzt zu werden, mit Krieges-Macht angezogen: Dahero König Ferdinand, die Ausführung Dero an besagten Fürstenthum habenden Rechten, und beyden obgedachten Fürs- ten gegebnen in Druck publicirte Antwort, einem Ers. Rath zu Steyer, der Sachen wahren Bericht und Wissenschafft zu haben, insonderheit überschickte. Eodem anno ist auf Anruffen, Graf Geörgen zu Schaumberg, dessen Unter- than Hannß Hebenstreit, Schleiffer, der aus der Gefängnis zu Eferding ausgebrochen, allhier wieder in Verhafft genommen, und auf dessen in peinlcher Frag, dabey des Grafen Abgesandte, Ulrich von Mültenberg, und Leonhard Pichler, Land Richter im Thonauthal gewest, gethane Bekänntnis, daß Er nemlich aus lauter Zorn und Rach- gier, weil ihm sein Schwager, Geörg Schelhuber zu Schleißheim, seine Schleiff-Mühle nit in Bestand verlassen wollen, dessen Hauß angezündet, und darinnen seines Wei- bes Schwester samt ihren Kindern (die er gleichwohl im Hauß nicht gewust habe) um St. Ulrichs Tag, jämmerlich verbrennt, mit dem Schwerdt gerichtet, und der Cör- per aufs Feuer gelegt. Mit ihm seyn zugleich Sebastian Freudensprung und Pangrätz Seisenegger, anderer Verbrechen wegen, enthauptet worden. Auf dem Land-Tag diß Jahr zu Lintz gehalten, wurde abermahl von den obern Ständen in die Städte gedrungen; Sie sollten, wie vormahls geschehen, eine Anzahl Pferde wider den Türcken unterhalten; dessen sie sich um besor- gender stäter Nachfolg willen, auch darum verweigerten, weil sich die vom Adel, so im jüngsten Türcken-Zug Ihre der Stadt Rüstung geführt, gar zu hart ge- 1533. Annus Christi 15 1534.

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