Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

231 1527. Annus Christi 1526. Item, das Volck zum Opffer vermahnet, zu Unterhaltung der Priesterschafft; Daß sie auch niemand injuriren, sondern alle Sach dulten solten, bis es vor der Ge- meine werde brüderlich beygelegt; Welches mit der Gemeine und durch sie anfäng- lich ist aufgesetzt, und lange Zeit erhalten; Also, daß ich nie wider Ceremonien bin gewesen, ja die gelobt, wo der höllische Mißbrauch nicht darinnen durch die Gott- losen regiert; Auch nie wider den geistlichen Stand, als billig wär gewesen, und Noth erfordert, zu erbauen, den Glauben gepredigt als andere. Item, daß ich ein ganzes Jahr schier nur vom Glauben, Lieb und Hoffnung, dermassen gepredigt, im Grund zu der Reinigung des Herzens, daß etliche mich einen Ungelehrten gescholten, und sagten: Ich könnte nichts, dann vom Glauben predigen, ich wär ein Gleißner, ein Heuchler, und noch viel andere Lästerung mehr, hab ich müssen einnehmen, als wollt ich die Warheit unterdrucken. Item, daß ich mich so offt und offt erbotten hab auf der Cantzel, wenn man mich nicht verstünde, Unterricht zu thun, und gebetten, um Gottes willen, wo einer meinet ich irrete, daß man mich des berichten solte; Ich wollte bereit seyn, meine Ar- ticul selber zu bessern; Auch mehrmahlen in der Predigt gebetten, daß sie GOTT für mich bitten solten, daßmich GOTT ließ auf der Cantzel des jähen Todtes sterben, ehe Er über mich verhängte, daß ich irren solte, und das Volck verführe. Ich konte aber wohl mercken, daß ich nicht aus Lieb der Warheit, bey dem von Passau angegeben sey, sondern aus Sorg etlicher Geistlichen, so verzweiffeln an GOTT, und vermeinen vielleicht, (nachdem der gemeine Kasten und Almosen dermaßen glücklich anwäch- set zu Steyer, daß andere Städte auch ein Exempel daran nehmen, und als schuldig vor GOTT, ihre Armen und Dürftigen Christlich zu versorgen) ihrem Gott Mam- mon würden Händ und Füße abfallen, und der Schauer in Küchen und Keller schla- gen ; Das siehet man an den grossen Freuden, so etliche haben an meinem Hinzug. Ich wär noch des Gemüths, ein Ursach zu geben, meines Predigen, aus brü- derlicher Lieb; Wiewohl mir, als einem, der exempt bisher gewesen, von der Juris- diction von Passau, schwehr ist, ein solch harten Sentenz, ohn alle Erforderung und Ermahnung, wider göttliche und natürliche Rechte, zu dulten, daß ich nicht allein zu Steyer, sondern auch durch das ganze Bißthum Passau, so doch das Wort GOttes, wo es recht für getragen würde, frey sollt seyn, und keinem Gesetz unterworffen. Ich bin auch nicht selbst gen Steyer kommen, sondern aus Gehorsam meiner Obrig- keit; Und ist mir nie verbotten worden, von niemand; Es hat auch D. Joannes Fabri, an Fürstl. Durchl. Hof mich erbetten, von meiner Obrigkeit, und ist hart zugangen; Wie dann diß alles dargethan werden mag; Doch wann ich Courtesie und Römische Practic brauchen solte, möcht ein schlechtes mir meine unchristliche Citation ver- legen; Aber ich begehr der Warheit, und nach wie vor unterrichtet zu werden.“ Ob nun Fr. Calixtus nach seinem Abzug von Steyer sich gen Passau gesellet, und wie es ihme allda ergangen, davon kan ich aus den Actis keine Wissenschafft schöpffen; Diß aber finde ich, daß unlängst hernach, Anno 1527. Erz-Herzog Fer- dinandus (der den 24sten Febr. zu Prag zum Böhmischen, und hernach den 28sten Oktobr. zu Stuhl-Weissenburg zum Ungarischen König gecrönt worden) denen von Steyer durch Befehl auferleget, den Bruder Calixtum alsbald aus der Stadt, und Ihro König. Majestät Landen zu schaffen. Darauf sie sich entschuldiget, mit Andeutung, daß er Calixtus, nachdem er im verwichenen Jahre seinen Abzug von Steyer genom- men, nicht mehr zurück kommen sey. Daher zu vermuthen, der gute Calixtus werde dißfalls des sichern gespielt, und seinen Weg nicht nach Passau, sondern an einen andern Ort genommen haben.

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