Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

130 Um diese Zeit hat der Kayser dem Ertz-Bischoff Johann von Gran, der sich unbewust seines Herrn, Königs Matthiae in Ungarn, mit einem grossen Reichthum nacher Wienn begeben hatte, die Herrschafft Steyer Pfandweise eingegeben. Darvon meldet Christoph Jordan, in seiner geschriebenen Saltzburger Chronic, es habe der Kayser gedachtem Bischoff das Schloß, Stadt und Herrschafft Steyer, mit viel andern Schlössern und Aemtern, ewiglich zu besitzen, um eine grosse Summa Geldes, über 100000. Ungarisch, verliehen; Und mit solchem Geld seinen Sohn, Ertz-Herzog Ma- ximilian, in Burgund geschickt, die Hochzeit mit Herzog Carls Tochter zu halten. Bey dieses Ertz-Bischoffs Inhabung von Anno 1476. bis 1489. ist das Schloß allhie, so in den fürgewesenen Kriegs Läufften, Belager- und Einnehmung fast ruinirt worden, wiederummit Gebäu- und Befestigung gebessert, wie auch einTheil Grund, hinten am Schloß, zu einen Hof-Garten eingefangen worden. Er hat zuweilen allhie auf dem Schloß Hof gehalten, bis er Anno 1482. durch Hülffe des Kaysers, Ertz-Bi- schofs zu Saltzburg worden. Dessen Pfleger und Hauptmann übers Schloß und Stadt Steyer, war ein vornehmer von Adel, Herr Andre Crabatt von Lapiz; Castner oder Rentmeister aber seyn solche Zeit über gewest, Paul Steinberger, und Veit Wilssing; Auch des gemeldten Crabatten Unter-Pfleger, oder (wie mans genennt) Anwäldte, Hannß Wähinger, und Hannß Mohr. Stadt-Richter zu Steyer Anno 1477. war Jacob Mettl. Um diese Zeit lag eine Anzahl Kriegs-Volck, meist Böhmen, in der Guarnison zu Steyer; Unter denen haben am Sonntag Judica, in der Fasten, ihrer zween, der eine Zkhalenz, und der andere Nicoläsch genannt, einen teutschen Knecht fast tödtlich verwundet, in der Flucht bis ins Oeferl Hauß nachgeloffen, und darinnen gar zu Boden geschlagen. Die Ursach war, daß er mir den andern Böhmen damahlen nicht in die Futterey reiten wollen, sondern gemeldtet, er könne seinen Junckern sonsten wohl Heu und Stroh zuwegen bringen, es wäre nicht nöthig, daß er den Leuten Häu- ser und Kästen mit Gewalt aufbreche. Der damahlige Richter, nahm sich des Ver- wundeten darum an, weilen er in ein Burgers Haus, um Sicherheit willen, geflohen war; Allwo, vermög gemeiner Privilegien, einer in solchen Fällen Freyung habe. Es geschahe zugleich ein grosser Zulaufs von der Gemein, welche sich gern an die Böh- men gemacht hätte; Doch stillete diesen Tumult Herr Andre Crabatt, Hauptmann, wiewohl mit grosser Mühe. Der Stadt-Richter wolte gemeldte beyde Böhmen in Ver- hafft nehmen; Die berufften sich aber auf ihren Herrn, den Lands-Hauptmann; Vor dem wolten sie in Verhör stehen. Dessen aber ungeacht, musten sie, zu Handhabung gemeiner Stadt Freyheit, dem Richter angeloben, aus dem Dachtropffen ihrer Her- berg nicht zu kommen, sondern sich um des geübten Frevels willen, mit dem Ge- richt und dem Beschädigten, innerhalb acht Tagen, zu vertragen; Oder den Handel mit Recht zu verantworten. Dieses war damahlen der Process zu Steyer gegen den muthwilligen Soldaten; Jetziger Zeit aber wär es einen Richter nicht zu rathen, wann er diesem Formular nachgehen wolte. In diesem Jahr ist auf dem Schloß Steyer gestorben ein vornehmer Rit- ters-Mann, dessen Grabstein und Epitaphium. daran er in einem Küriß kniend ab- gemahlet, in der Pfarr-Kirchen zu Steyer zu sehen, mit dieser Schrifft: „An. Dom. 1477. Feria quarta, post Festum undecim millia Virginum, obiit Nobilis Dominus, NICOLAUS DE PROSTANA, Frater Reverendi Domini Joannis Episcopi Waradien, & Comit, Bihorien. hic est sepultus, Orate pro eo. Herr Ni- colas de Prostana stirbt zu Steyer. Annus Christi 1476. Die Herr- schafft Steyer wird dem Ertz-Bi- schoff von Gran ver- setzt.

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