Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

79 Annus Christi 1411. denen von Steyer, sie solten bey ihrer Wohnung seyn Nacht und Tag, der Stadt wohl hüten, und ob man an sie begehren würde, jemanden zu schwören, daß sie solches ohne seine Ordre und Willen nicht thun, und weil er seinem lieben getreuen Geor- gen dem Schecken vonWald, seinem Ritter und Diener, die Vestung und Stadt Steyer Pflegweise innen zu haben aufgetragen; sollen sie ihm derhalben von sein Erz-Her- zogs wegen gewärtig und gehorsam seyn, als sie dem andern Pfleger hievor gewesen. Was gestalt aber Herr Reinprecht von Walsee damahlen in diesem Land ge- haust, bezeugen auch folgende Worte, welche Herr Reichart Strein, in seinen Erklä- rungen über die Oesterreichische Landes-Freyheiten Lib. l. bey Königs Sigismunds zu Uungern Spruch-Brieff aus dem Haslbach genommen: „Ipse Reinbertus de Wald- see vero, supra Anasum plures infirma obedientia Alberti persistere fecit, & alios vi & armis, ad eundem forti manu venire coegit, & obnitentes grauibus damnis affecit, ex quibus Zinzendorffer, qui tamen de numero Dominorum Ministerialium fuerat, per surreptionem castrorum & suorum Vasallorum ad pauperiem perduxit, prout hodie coguntur experiri sui successores.“ Ist im Teutschen so viel: „Herr Reinprecht von Walsee aber, hatte ihrer gar viel im Land ob der Ennß untern Gehorsam Herzog Al- brechts erhalten, die übrigen aber mit Gewalt der Waffen darzu gezwungen, die sich widersetzt, hat er mercklichen beschädigt, unter welchen der von Zinzendorff, ob er sonsten wohl einer von den Dienst-Herrn gewest, durch Eroberung seiner Schlösser und Lehen-Leute dermassen verderbt und in Armuth gesetztworden, daß dessen sei- ne Nachkommen noch heutiges Tages empfinden.“ Ich finde aber gleichwohl nicht, daß offtgemelter Herr von Walsee wider die Stadt oder Herrschafft Steyer, was feindliches hierunter fürgenommen. Es hat aber Sigmundus, Römischer Kayser, und König zu Ungern endlichen obberührte zwischen Herzog Ernsten und Albrechten geschwebte Strittigkeit durch einen Ausspruch dat. zu Prugg, Freytag nach Allheiligen An. 1411. hingelegt und vertragen, Krafft dessen ermelter Herzog Albrecht aus der Vormundschafft ledig ge- sprochen, und im 15. Jahr seines Alters zum Regiment über Oesterreich gelassen worden. Ich kan nicht eigentlich anzeigen, was für ein sonderlicher Anschlag oder heimlich Verständniß um diese Zeit zwischen Herzog Friederichen zu Oesterreich, der in Tyrol regiert, Herzog Ernsts Bruder, und denen von Steyer obhandten gewe- sen seyn mag; Und zwar mehr nicht, als nachfolgendes Antwort-Schreiben, so von gedachten Herzog aus Grödting am Pfingstag nach aller Heil. An. 1412. an die Er- baren, Weisen, seine liebe Getreuen, des heimlichen Raths zu Steyer (wie die Uber- schrifft lautet) vorhandten ist, bezeuget: Es lautet solches, wie folget: „Erbare, Unsere liebe Getreue; Als ihr Uns jetzt in geheim geschrieben habt, daß ihr gern sehet, daß wir einen der Unsern zu euch in Geheim sendten sollen; Durch den wollt ihr Uns eine heimliche Sach entbieten , als senden Wir zu euch Geörgen unsern Wirth von Schläming, bey demmöget ihr Uns schrifftlich entbieten und zu wissen thun, was euch anliegt, so wollen Wir euch gerne helffen, rathen und zu statten kommen; und ob ihr Uns nicht Treuen erzeigt, als ihr doch jederzeit get- han habt, und auch das seithero wohl gethan, des solt ihr von Uns mit Gnaden und Fürderung ergeht werden.“ Um diese Zeit hat Herzog Ernst offt-gedachten Herrn Reinprechten von Wal- see mit Krieg angegriffen, und viel seiner Schlösser im Land Steyer gelegen, erobert; Inmittels aber befahl er denen von Steyer die Hut und Verwahrung der Stadt, und berichtet sie daneben, des Verlauffs solchen Kriegs, wie die folgenden Gedächtnus würdigen Schreiben zu erkennen geben. Heimliche Verständ- niß zwi- schen Her- zog Fried- rich zu Oester- reich und der Stadt Steyr. Herzog Albrecht der V. tritt in die Re- gierung. Herzog Ernst be- kriegt den Herrn von Walsee. Herr von Walsee hausset ernstlich mit den Waffen im Land.

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