Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

355 Annus Christi 1615. Capelle im Marckt, der Pfarrhoff, Schul-Spital, sammt etlichen Schmelz-Häusern, elendiglich abbrannten, und in Rauch aufgiengen, darunter dann viel arme Leute ge- macht worden. Ich erzehle dieses darum, weil, obwohlen diese erschröckliche Brunst, zehen starcke Meilen von Steyer gewest, derselben dannoch das hiesige gemeine Stadt-Wesen, mercklich entgelten muste, weilen nicht allein die Rathgewercks-Ar- beiter, hierdurch in Feuer-Schaden gerathen; sondern solcher Feuer-Schaden auch zu noch mehrern Nachtheil und Steigerungen des Eisen-Zeugs, Anlaß und Ursach gegeben. Dem Marck Eisenärzt, haben zu dessen Wieder-Aufbauung, auf Nachbar- liches Ansuchen die von Steyer, zu einer eilenden Hülff 2000. fl. vorgestreckt. Im Winter diß Jahr starb zu Garsten Johann Wilhelm, Abt alda; deme succe- dirte Herr Antonius Spindler, aus dem Convent zu Melck. Demnach im Jahr 1616 an unterschiedenen Orten in diesem Land sich viel Feuers Brunsten zeigten; so, wie man dafür hielte, von bösen Leuten an gesteckt worden; Auch damahlen ohne das im Sommer eine solche grosse Hitz, und Dürre war, daß alle Früchte, auch das Getraide sehr frühe zeitigte; Also daß man um hie- sige Stadt, noch vor St.––* selbiges einerndete; Als ließ der Rath solch besorgender Feuers-Gefahr halber, (davon die erst angedeute Brunst im Eisenärtzt ein trauriger Spiegel vor Augen war) bey Tag und Nacht, gute Wacht und Aufsicht auf die frem- den und unbekannte Leute halten; Es wurden auch die sonsten von Alters her ge- wöhnliche St. - - - Abend Feuer, die man an der Ennß pflegte weg zu schicken, dabei zu schiessen und Raqueten zu werffen, durch offentliche Ausruffung verboten, und eingestellt. Ob nun wohl der liebe GOTT die Stadt vor Feuer behütet, hat doch der Teuffel, eben aus Anlaß, vom Feuer, als ein böser feuriger Geist, ein ander Unglück gestifftet. Zween hiesige Burger, Mattheus Gottschalck, und Sebastian Witichover hatten vom Wirth am Schiedelberg, zwischen Steyer und Welß gelegen, da sie über Nacht geherberget, gehört; Es habe ein Bettler, der kurtz zuvor in selben Wirthshauß sich aufgehalten, fürgeben, er sey nebst andern mit Wartgelt unterhaltenen hundert Soldaten bestellt, mit denen der Burggraf zu Steyer vorhabens, die Stadt vom Schloß aus in Brand zu stecken: Die Steyrer wären verträuliche Herren, und meinten, sie hätten eine gesperrte und wohl verwahrte Stadt, würden aber sehen, wie es ihnen ergehen werde, wann er samt seinen Gespannen in das Schloß komme; berühmte sich, wie er und dieselben Geld empfangen, und deswegen Patent und Schreiben in Händen habe. Diese Reden zeigten beyde Burger dem Burgermeister an; Und weil hievon unter der Gemeine schon allerley auskommen, ließ der Rath solches dem Herrn Burggrafen durch einen Raths-Verwandten, Geörgen Talhammer verträulich an- zeigen; der solche Erinnerung damahlen zu Danck aufgenommen. Nachdem aber gedachter Wirth am Schiedelberg angezogene Reden verneinte, klagte Herr Burg- graf wider diese beyde Burger als Diffamanten; denen ward durch Erkanntniß vom Rath, auf Gutachten der Rechtsgelehrten zugelassen, sich mit einem leib- lichen Eyd zu purgiren, daß sie der geklagten Bezüchtung Anfänger nicht seyen, und nicht mehrers als was sie vom Wirth am Schiedelberg gehört, ihrer Obrigkeit angezeigt; Auch anderwerts vorsätzlich dem Herrn Burggrafen, zur Gefährde und Verkleinerung solches nicht spargirt hätten. Derselbe aber wollte hierbey nicht acquiesciren, sondern fiel auf den Rath, und klagte denselben um Abtrag der In- juri an; Nach ausgeführten Process aber wurde doch der Rath von der Klag frey gesprochen. Die zween Burger aber, weilen sie den Autorem der denuncirten fa- mosen Reden gründlich nicht zeigen könnten, in die Revocation, und Abbitte; * Forte St. Joanni-Abend,

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