Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

354 EodemAnno haben, mit Vorwissen und Zulaß des Raths, die Schützenmeister und Schützen-Genossen allhie zu Steyer, um mehrer Ubung der Ritterlichen Kunst, sowohl zur Kurzweil als Nachbarschafft wegen, ein freyes Gesellen-Schiessen mit Pürstbüxen von Feuerschloß und Stein, durch gedruckte ausgeschickte Einladung ausgeschrieben, auf Sonntag vor Unser Lieben Frauen Geburts-Tag, den 7ten Septembr. allda zu Steyer an der gewöhnlichen Schießstatt vor St. Gilgen-Thor, ob dem Stadt-Graben zu halten. Das beste war ein silbern-verguldter Becher, 100. fl. werth, nebst vielen seidenen grünen Fahnen mit der Stadt Steyer Wappen. Das Einleg-Geld 4. fl. Hierzu nun erschiene eine merckliche Anzahl von Schützen, auch von weit entlegenen Orten, von Wienn, Landshut, München, Regenspurg, Nürnberg, Breßlau, und andern Orten, aus Steyermarck, Kärndten und Crain; Dabey sich auch etliche der Benachtbarten, des Herren- Ritter- und Adel-Stands befunden. Es wurden daneben auch andere mit dem Hahn, Glücksscheiben, und dergleichen gewöhnliche Kurzweil und Spiel gehalten, und wohl die vierte Woche mit zugebracht; Doch gieng alles ohne Ungelegenheit, in Zufriedenheit und Fröhlichkeit ab. Der Rath hat aus ihren Mittel, (damit alles desto ordentlicher zugieng) zum Obrist- Schützenmeister Hannßen Himelperger geordnet; Die Unter-Schützenmeister waren, Thomas Hopffer, und Augustin Rauch; Schützen-Fähndrich, Jeremias Wurschenhover; Schützen Schreiber, Christoph Abele. Um diese Zeit resignierte das Burggrafen-Amt allhie, Herr Geörg Herr von Stubenberg; Und kam an seine statt Herr Sigmund von Lamberg, Freyherr, Kayserl. Majestät Geheimer Rath, und der Römischen Kayserin Obrist-Hofmeister. Man saget sonsten im gemeinen Sprüchwort, daß Erdbeben ein fruchtbares Jahr mit sich bringen; Es befande sich aber diese Regel bei dem am 14. Februar. diß Jahr allhie zu Steyer gegen Morgen frühe vermerckten starcken Erdbeben falsch; Dann weilen der Winter sich etliche Wochen vor Weyhnachten anfieng, und die Kälte bis Georgi An. 1615. daurete, folglich der Schnee das Getraide, sonderlich auf der Höh und in Bergen, ganz verlegen; so folgte eine grosse Noth und Theurung im ganzen Land. Der Rath aber hat zu der Burgerschafft und armen Gemeine Besten, eine nahmhaffte Summa Getraidt in Oesterreich und Ungarn erhandlet; Und dasselbe um einen leidentlichen Preiß unter die Armen ausgetheilet; Welcher väterlicher Vorsorg, auch anderer geist- und weltlicher Herren Unterthanen im Lande nicht weniger genossen; Welche häufig zu gemeiner Stadt Getreidt-Kasten zugelauffen, auch daselbsten, aus Erbarmung ihres Elends, und leidenden Hungers Noth, nicht leer gelassen worden; Ungeachtet es denen Steyrischen armen Burgern, und Handwercks-Leuten, bey den Clöstern, Schlössern und Pfarr-Höfen kurz zuvor wohl nicht so gut worden, sondern man hat sie mit den leeren Säcken, ob sie schon das Geld auf den Händen getragen, und um Gottes willen gebetten, wieder abziehen lassen. Dann solche Herrschafften viel lieber ihr vorräthig Getraidt, mit Nutzen noch theurer versilbern, als dem armen Hunger leidenden Nächsten, ja auch wohl ihren eigenen Unterthanen selbsten darmit helffen wollen. Den 18ten May diß Jahr, geschahe im Eisenärtzt durch das Feuer ein grosses Unglück, und erbärmlicher Brunst-Schaden: Dann um Mittagszeit kam in einem Häußl, nahe bei dem Spital unversehens ein Feuer aus, welches dermaßen eilend über Hand nahm, und durch den Wind sich an weit entlegene Orte ausbreitete, daß in wenig Stunden, in die 80. Wohlerbaute Häuser, und darunter das Fürstliche Amt, das gemeine Marcks-Rathhauß, die Annus Christi 1614.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2