Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

349 Annus Christi 1611. keinen würcklichen Landmann, sondern mit ausländischen Pflegern besetzet; so hab er um so viel leichter durch solche Gelegenheit und Vortheile ins Land kommen, und sein Intent mit eilenden starcken Zug, ehe man es recht gewahr worden, fortsetzen können. Wie leichtlich nun ohne Schuld oder Verhinderung der Landes-Innwohner, dergleichen unversehene Einfälle zu Werck gestellt werden mögen, das geben die Ex- empel mit dem anno 1608. fürgenommenen Zug in Böhmen, und des Botskai Ver- richtung in Ober-Ungern, Herzog Mauritii von Sachsen Einfall in Tyrol, des Fron- sperg und des Schärtel unversehene Eroberung Italiens und der Stadt Rom, anno 1527. und dergleichen mehr gar deutlich zu erkennen. Wider alle Vernunfft aber wäre gehandelt gewest, daß man einen Feind, der selbst wieder aus dem Land begehrt, allererst aufhalten, oder zu des Landes Verder- ben hätte angreiffen sollen; demman doch wissentlich zu schwach, die versprochene Hülffe zu langsam, das Land-Volck voller Schrecken, und durch den Feind zertheilt, die beraubte und geplünderte verzagt; Uberhaupt aber zu streiten unbewehrt; Her- gegen das geworbene Land-Volck aller Orten zu Verwahrung der Städte und Pässe getheilt gewesen. Dahero sey vielmehr zu befahren gewest, daß dem Feind durch Angriff Ursach gegeben worden, nicht nur im Lande weit und breit zu grassieren, sondern sich auch einer oder mehr Städte und verschlossenen Oerter zu bemäch- tigen, dieselben zu befestigen, sich darinnen zu verschanzen und durch Streifferey- en das Land zu verderben. Zuförderst da die Unterthanen durchgehends schwürig, und gefährlicher Reden sich vernehmen lassen. Daferne aber je den widrig gesinnten Raisonneurs, des Feindes Angriff so rathsam und nothwendig scheine, so liege der- selbe jetzo an den Böhmischen Gränzen, an einem solchen Ort, da er mehr in der Enge, und viel leichter und nützlicher, als mitten im Land gesucht und angegriffen könne werden. Da auch nach der bekannten Kriegs-Regel es viel vernünftiger gehan- delt sein, wann jedes belli mehr ausser- als innerhalb des Landes gesetzt werde. Wie feindselig das Passauische Volck ferner in Böhmen, und sonderlich in den Prager Städten gehauset, ist hierher nicht gehörig. König Matthiam aber verursachte dieser Handel, daß er abermahl mit einem starcken Kriegs-Heer vor Prag gezogen; Worauf die Böhmischen Stände ihn zu ihren König würcklich angenommen, derselbe auch den 13. May zu Prag solenniter gecrönet worden; Daß also Kayser Rudolph noch bey Lebzeiten um alle seine Königreiche und Länder kommen ist. Dieses nun war der Ausgang von dem Einfall des Passauischen Volcks von welchem, und dessen Obristen Ramée, so man insgemein den Räumauf genennt, die Bauren im Lande noch singen und sagen. Doch da ich in Erzehlung dieses Handels, von meinem Vorhaben etwas zu weit abgangen, so wird es mir hoffentlich darum zu verzeihen sein, weil ich hierbei nur allein dasjenige verzeichnet, was mir die allhie vorhandenen Acta in die Feder geben, welches ich nicht gerne aussen lassen wollen. In diesem Jahr ward auch der Anfang gemacht, gemeiner Stadt Getrayd-Kas- ten gegen den neuen Thor über, allda vorher ein leerer Platz, oder Brand-Stätte gewest, zu bauen, welcher erst im dritten Jahr hernach völlig aufgeführt worden; Ist ein sehr nützlich und zu einem Getrayd-Kasten ein ansehnlich schön Gebäude: Stadt-Cammerer oder Baumeister war damahlen Joachim Händel. Als man nun im Werck mit solchen Bau begriffen war, nahme der Abt von Garten den Grund in An- spruch, daß selbiger zum Pfarr-Hof gehörig sey; Erhielte von dem Landes-Haupt- mann Einstellung dieses Baues, biß man sich mit ihme gütlich verglichen, jährlichen von gemeiner Stadt dem Pfarrer zu Steyer, ein benanntes in Geld und Salz fürohin zu reichen. Bey dieser Bauführung hat sich ein Maurer zu todt gefallen.

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