Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften
348 Annus Christi 1611. fordere, zu assistiren.“ Mit deme solten sie bei Tag und Nacht, fleißig correspondie- ren, und allen Beystand leisten; Und ihr geworben und Land-Volck, wie auch des- selben Obriste, bei dieser Defension des Vaterlandes, ihr Auge, Respekt und Parition auf ihn zu haben, bedeuten. Doch hat es GOtt Lob, dieser Hülffe und Einzug noch mehrern Volcks ins Land, ferner nicht bedörfft. Dann am 30sten Januarii ruckte Ramée mit seiner Arma- da fort in Böhmen; Ob ihm wohl, als das Volck schon in der Ordnung und Marsch- fertig gestanden, von Prag aus die Ordinanz zukommen, er solte sich allda auf den Gränzen biß auf weitere Verordnung aufhalten; So hat doch sein Volck nicht gewollt, sondern mit grossen Geschrey fortgedrungen. Die Stadt Budweiß nahmen sie bald mit List ein, Crumau ergab sich. Darmit wurde also das Land dieser unwerthen Gäs- te wieder ledig, und dieselben ihren Nachbarn, den Böhmen übern Halß geschickt, die sich deren wenig zu erfreuen hatten. Den Ober-Enserischen Ständen nun, (wie zumTheil aus erst angeführten Kö- niglichen Schreiben erscheinet) ist von ihren widerwärtigen und ungünstigen bey Hof Schuld gegeben, und ihrer Fahrläßigkeit zugeschrieben worden, daß sie diesem Einfall des Kayserlichen Volcks nicht mit besserer Vorsicht an den Gränzen vor- gekommen; Oder doch dieselben nach dem Einfall nicht angegriffen, sondern gar ungeschlagen wieder fort ziehen lassen. Dann also gehet es in den Welt-Händeln zu, daß jedermann geschehene Sachen ab eventu judiciren will. Solche Beschuldig und Verkleinerung aber abzuleinen, zeigten die Stände in ihrem Entschuldigungs-Schrei- ben dargegen an: Es kämen dergleichen Einbildungen und Discurse nur von denen her, welche gleichsam von ferne einem Schiffbruch zusehen, und dem Schiffmann das Ruder, (unerfahren und unwissend des Wassers und der Wellen Gelegenheit) mit ihren Gedancken regieren wollen; Da sie doch, wo sie es selbst in der Hand hätten, und in der Gefahr steckten, gewiß dasselbe gleich im ersten Zug fallen liessen. Die Ursach aber dieses neuen Unheils rührete guten Theils daher, daß man von Hof aus, den Zulauff und gefährlichen Muster-Platz zu Passau, so nahe an den Gränzen ge- stattet, die Knechte durch selbst nothwendige Werbung, nicht im Land behalten, und dem Gegentheil entzogen hat; Ungeacht die gesamten unirten Lande, ein solches zeitlich gerathen und sie gewarnet. Derselben zwar geforderte Gesandten seyn bey Schliessung und Aufrichtung des zwischen dem Kayser und dem König gemach- ten Vertrags nicht adhibiret, sondern fürgegeben worden, daß alleine Personalia und keine Realia die Lande betreffend, darinnen traktiert würden; Da sonten ohne Zweiffel durch reifferes Bedencken der Lande, auch bessere Sicherheit und Gewiß- heit hätte gesucht, und gemacht werden können. So sey dem Land ob der Ennß die ganze Zeit über, weder mit Geld noch Volck einige Hülffe erzeiget, sondern dem- selben die ganze Last des Defensions-Wesen aufm Halse gelassen; Ja die zuletzt mit Unordnung zugeschickte 1500. Hagerische Knecht seyen vielmehr zu des Landes Schaden, dann zu ersprießlichen Trost und Hülff gereichet: Nach dem getroffenen verbürgten Vertrag, sey nach dem Geschäfft und Exempel der Königlichen Majes- tät selbst, und der andern Länder, die Abdanckung des Volcks biß auf 600. Mann, nothwendig geschehen, um allen Verdacht des Mißtrauens, (dessen die Ober-Enn- serischen nicht undeutlich vom Chur-Fürsten zu Mayntz, Ertz-Herzog Maximilian, sowohl als dem Herzogen von Braunschweig im Schreiben beschuldigt würden) zu verhüten; Auch damahlen für gewiß gehalten worden, daß auch die Abdanckung des Kayserlichen Volcks zu Passau geschehen würde. Weßwegen sich gemeldter Her- zog von Braunschweig allda befunden. Der große Vortheil sey unverborgen, welchen der Feind mit der Passauischen Herrschafft Marspach und Wesen Urfer gehabt, die er von seinem Quartier in drei Stunden erreichen können; Und weil dieselbe der Landes-Freyheit und der Stände öffters eingewendten Beschwehrungen zuwider, mit
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