Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

345 Annus Christi 1611. Ramée, gedachten von Rundel, Pötting, Albing, Grafen von Sulz, des Ramée Ob- rist-Lieutenant, Aloysio Baldiran, über das Sultzische; Und Lazaro von Schwendi, Freyherrn, über das Trautmanstorffische Regiment Obristen Lieutenant, gefertiget, und unterschrieben. Wie und was gestalten nun hierauf der Durchzug zu Linz abgeloffen, selbiges hat der Stadt Steyer Gesandter, Caspar Reichart, dem Rath, mit folgenden Worten berichtet: Eine Stund vor meiner Herkunfft, ist des von Trautmanstorff Regiment, über die Donau-Brucken, nach dem Hasel-Graben auf Helmans-Oedt und Hohen- furt in Böhmen geruckt; gestern aber seyn des Hauptmann Hörnwegers 500. Mus- quetier über das Wasser, in Mangel der Schiff-Brucken, als ein Vortrab übergeführt worden; Dann wieder 300. Musquetier, und Doppel-Söldner; die haben das Quar- tier im Urfer genommen. Sobald ich diese Zeitung gehört, bin ich auf Lustenfelden, allda der General Ramée gelegen, sich aber um 3. Uhr mit Herrn Reicharten von Stahrenberg über die Donau führen lassen, geritten; Allda beides, die Reuterey und Fuß-Volck zusammen rucken gesehen; und sind noch gewest, 30. Cornet, wohl statt- lich Volck, aber nit so herrlich, als wohl von ihnen gesagt worden; sonderlich ist das Fuß-Volck sehr schlecht bekleidet gewesen; Die Beutel aber, wie sie sich berühmt, inwendig schön versilbert. Der Stände deputierte Commissarii haben sie erstlich in die Begleitung genommen, so von des Secretarii Eyrings Behausung, bis zu den Fleisch-Brücken gewährt; Erstlich verschiedene Bagage und das obgemeldte Traut- manstorffische Regiment, Fähndl-weiß: Hernach sind geritten des Obristen Ramée beste Reuter, und die Cornet nach einander, auf ein jedes Cornet ist dessen Baga- ge gefolgt. Nach der Reuterey das Sultzische Regiment, und wiederum die Bagage stattlich beladen; Was sie spolirt, ist ihnen alles gelassen worden; nur allein ist die- se Vorsicht getroffen worden, daß sie diejenigen Roß, so sie den Bauern abgenom- men, und diese darauf zeigen können, die haben ausspannen müssen: Etliche welche der Sachen zu viel gethan, und keinen Wechsel zum Einspannen gehabt, muten die Wagen gar stehen lassen; Der weggenommenen Bauern-Roß sind gewesen 199. 20. Kühe, 3. Paar Ochsen, 3. Kälber; Wunder ist zu sehen gewest, wie ernstlich sich die Bauern gestellt, damit sie ihre Roß bekommen; Doch seynd über 300. um welche sich niemand angemeldt passiret worden. Die armen Bauern seyn so freudig und beherzt gewesen, daß sie sich mitten unter die Reuterey, so man anfänglich nicht gar zu geschwind reiten lassen, begeben, ihre Roß beym Zaum gefasset und aufgehalten, darüber die Reuter so grimmig worden, daß sie mit Fluchen und Schelten die Zähn zusammen gebissen, und gemeldt, man sollte sie nur übern Bach kommen lassen, sie wollten den Sachen schon zu rathen wissen: Dieser Durchzug hat in seiner Ordnung aneinander von 7. Uhr bis zur Nacht gewähret. Ich weiß mich wohl zu erinnern, was für ungleiche Discurs und Muthmas- sungen, bey diesen unversehenen verwirrten Händeln, damahls im Schwang gien- gen: Diejenigen, welche über der Anno 1608. obgedachter massen vorgegangenen Regiments-Veränderung, Mißfallen trugen, trösteten sich hiebey des gewiß hierauf folgenden alten Standes; Und zwar dieses nicht aus leeren Wahn: Dann Kayser Ru- dolph offgemeldtes im Stifft Passau gelegenes Volck, den nur gedachten Obristen, mit dieser gemessenen Ordre, untergeben, dasselbe ohne Nachtheil seiner gehorsamen Königreiche, Länder und Stände, zu Beschützung aller Getreuen, und Begnadigung, der resipiscirenden, zu Dämpff- und Bezwingung aller Widerwärtigen, zu führen und zu gebrauchen. Andere stunden in Forcht und Sorge, als ob dieser Einfall nicht ohne Wissen, oder doch wenigstens mit Connivenz des Königs zu Werck gestellt; sich nemlich dieses Kriegs als ein Hülffs-Mittel wider die Oesterreichischen Stände, zu gebrauchen; Ihnen die jüngsthin der Religions-Freystellung halber tentierte Zu- setzungen, wiederum einzuträncken, und die erlangte Concession aufzuheben.

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