Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften
344 und unlängst meuteniert hatten, und man daher in Sorgen stunde, daß sie dem Land mehr beschwerlich, als wider den Feind behülfflich seyn würden: Wessentwegen die Landes-Verordneten den von Steyer anbefohlen, diesem Volck den Paß über die Ennß nicht zugeben. Der Richter und Rath aber zu Amstetten, wollten von dem An- zug des Tampierischen Volcks nichts wissen: Es gehen (schreiben sie) zwar allerhand seltsame Reden, und Gerüchte deshalber; doch sey nichts glaubwürdiges daran; und erbieten sich, was sie gewiß erkundigen könnten, zu avisiren. Anbey wünschten sie, der neu gebohrne König JEsus Christus, bey welchem die höchste Disposition und Gewalt sey und bleibe, wolle das Land mit dem eingehenden Jahr, wieder in Ruhe und Friede setzen. Den 9ten Januarii Abends kam der Haubtmann Schmeltzing, mit dem Herrn von Potting Obrist-Leutenant unterm Passauischen Volck nach Linz, zu den Stän- den, und zeigten an, der Ramée, begehre den Paß aus dem Lande, zu Linz über die Brucken gegen Assecuration, wie es die Stände selbst begehren würden; doch mit dem Anhang, daß er interim, bis er des Passes vergwissert, den Herrn Richart von Stahrenberg nicht von sich lassen könnte. Dargegen referierte der Obrist-Lieutenant Stauder; Ihr. Königl. Majest. haben ihme mündlich befohlen, man solle so viel nur möglich das Volck mit glimpfflichen Schein aufhalten, und nichts positives schlies- sen, sondern Ihr. Majest. Resolution erwarten; dem Feind aber keine Commissarien noch Pässe geben; Jedoch wann sie fort wollten, sie ziehen lassen; Nebst Vertröstung baldiger Hülff. Als nun die Sache noch selben Abend bey den Ständen berathschlagt wurde, waren viel dem vorigen Schluß zuwider, und der Meynung, das Volck noch länger aufzuhalten, der König. Hülffe zu erwarten; hernach anzugreiffen, und weiß nicht was alles mit dem Passauischen Volck anzufangen. Der Städte Lintz und Freystadt Abgeordnete, bearbeiteten sich, mit allen Kräfften, man solle diß Volck nur nicht über die Donau lassen; damit sie diese be- yden Städte nicht ein- noch den Kaufleuten, so auf den Freystädter Marck reiseten, ihre Güter nehmen; allein der Praesident, Herr Helmhart Jörger, Freyherr, der ein hochverständiger Herr war, differierte den endlichen Schluß, damahlen ganz weiß- lich, bis auf den andern Morgen früh; da fielen auch nüchterne Consilia, und das Conclusum endlich dahin; weilen einmahl unmöglich sey, dieses Volck durch den hereingenommenen Paß, fortzubringen; Und doch ein Lucken seyn müsse, dardurch sie hinaus kämen; Daß man demnach in GOtts Nahmen den Zug über die Brucken zu Lintz, zulassen sollte. Darüber nun wurde zu beyden Theilen accordirt; Erstlich, Ramée solle Morgen den 13. Januarii mit früher Tags-Zeit, den Aufbruch, Fahnen- Cornet- und Fändlweis, samt der Artillerie, Munition, Bagage und Wägen, über die Donau zu Linz nehmen, und den Fortzug möglichst, und also beschleunigen, daß er sich ohne Saumung alsbald aus dem Lande begebe. 2.) Des durch diesen Einzug dem Land erwiesenen Schadens halber, sollte Er, samt seinen Obristen Befehlshabern und untergebenen Volck, sich mit diesem Land nach Billigkeit zu vergleichen schuldig sein. 3.) Dasjenige, so von Fahrnis in diesem Land genommen worden, sollten sie alles im Lande lassen; damit es denen so es gehörig wiederum abgefolgt werde; Worzu dann aus den Land-Ständen. Herr Geörg Wolffgang Auer und Herr Ludwig Schmeltzing verordnet worden. 4.) Zu dessen Versicherung, sollte Ramée des Herrn Feld-Marschalls, Grafens von Althan, Obrist-Lieutenant, Herrn Friederich von Potting, Freyherrn, und den General-Quartier-Meister, Carl de Rundel, zu Geißeln geben. 5.) Wann sie nun diesem also nachkommen, soll ihnen von den Stän- den, bey solchen ihrem Abzug kein Hinderung noch Gewalt geschehen; ih- nen auch nothwendige Proviant, der armen Leute Schaden zu verhüten, an Brod und Bier verschafft werden. Geschlossen, doch ohne Praejudiz Ihr. König. Ma- jest. Interesse; Und von der Landschafft mit Dero Insiegel, sowohl vom Obristen Annus Christi 1611.
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