Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften
331 1602. Annus Christi 1601. Procession zuzusehen. Als nun dieselb nahend zum Gilgen-Thor kommen, wurden sie von solchen Gesindel, (darunter der junge Jacob Fischer, Schneider- und ein Kir- schner-Gesell, die vornehmsten Anfänger sollen gewest seyn) unversehens angefal- len, mit Steinen geworffen, verjagt, die Fahnen zerrissen, die Bücher verstreuet, der unlängst zuvor eingesetzte Pfarrer, Johann Widersperger, sammt einem Jungen, hart verwundet, eine Kutten zerhackt, und ein Conventual über die Leithen in die Ennß hinab, (doch aus sonderer Schickung Gottes unbeschädigt) gesprengt. Die Thäter haben sich alsbald mit der Flucht salvirt, daß deren keiner mögen betreten werden. Der Abt aestimierte den Gewalt auf 10. tausend Ducaten; Den Schaden aber an den zerrissenen Fahnen, und andern, über 600. Gulden; Und wollte von beyden die Gut- machung von dem Rath haben. Man muste damahlen nach Beschaffenheit selbiger Läuffte, Ruhe und Friede mit Geld kauffen; Dahero gabe der Rath, für angedeute Schädens-Praetension den Abten 200. Gulden, darmit war der Handel gestillt. Eodem anno starb aufm Schloß allhier der Moldauische Fürst oder Wayv- voda, Alexander genannt, der noch im verwichenen 1598sten Jahr, den 6. Januarii gefänglich dahin gebracht worden, weil er mit dem Türcken in Correspondenz ge- standen, sein Cörper ist im Closter Garsten begraben worden. Die Raths-Wahlen aufs eingehende 1602te Jahr fürzunehmen wollte die N. O. Regierung bey Bewerbung um den gewöhnlichen Consens nicht verwilligen; Aus Ursachen, weil denen von Steyer wohl bewust sey, in was Terminis, Straff und Pönfall sie ihrer und ihrer untergebner Bürgerschafft wegen erzeigten Ungehorsams, und unterschiedener Tumult-Sachen stehen. Daher sie fernere Resolution von Kayserli- chen Hof zu erwarten, mit der Wahl innen zu halten, und das Stadt-Wesen, durch die zu regieren hätten, so die Aemter bißhero und noch verwaltet hätten; Blieb also solche Wahl vor dißmahl eingestellt. Hannß Neudegger, neulich aufgenommener Stadtschreiber, wird durch er- gangenen Lands-Hauptmännischen Befehl, von seinem Dienst removiert, und hin- gegen ein Catholischer M. Nicolaus Praunfalck, ein Böhm, und damahls Reformati- ons-Commissarius ex Officio eingesetzt. Weil man die Gnade und Gab GOttes, mit dem herrlichen guten Weinwachs anno 1599. mit schlechten Danck erkannt, vielmehr sich mit Volltrincken und Ver- schwendung versündete, so seyn in verwichenen 1601. und diesem 1602ten Jahr da- rauf dermassen saure Weingewachsen, welche man im Anfang nicht wohl trincken mögen. Daher diese zwey Jahr über eine solche Theurung in alten Oesterreichischen Weinen gewesen, daß die Aechtering nach und nach pro 30. Kreutzer und höher, und der Eimer, den man anno 99. nicht gern pro 4. Gulden bezahlt, biß 16. und 20. Gulden gestiegen, dessen vorhin kein Mensch gedacht; Zu Wien hat ein Eimer da- mahls 12. Gulden gegolten. Die Bauren zu Steyer, wann sie an Wochen-Märckten und sonsten in die Stadt kommen, haben den sauren Wein stehen lassen, und dafür Raifel, Muscateller und andere Welsche Wein getruncken, weil sie mit den Oesterrei- chischen ein Geld gewest. In diesem Jahr begaben sich Hieronymus Händel, Carl Elsenhammer, und Thomas Winckler, vornehm und vermögende Burger, samt den Ihrigen, der Refor- mation halber, von hier hinweg, nacher Regenspurg; Und unlängst hernach auch Hannß Stauder nach Münzbach: Denen nachzufolgen ihrer noch mehr, der Vor- nehmsten in Werck waren, wo nicht solche Reformation etlicher massen wiederum hätte nachgelassen; sonderlich um diese Zeit, als im Jahr 1604. sich die Unruhe in Siebenbürgen, unter Stephano Bottskai erhube, und solcher Krieg endlich gar heraus in Oesterreich unter der Ennß sich gezogen; Welcher Handel eine merckliche Linde- rung und Nachlaß, in der angefangenen Reformation mit sich brachte. 1604.
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