Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

327 1600. Annus Christi 1599. Dein Jugend hab gelehrt ich zwar Nun in die acht und zwanzig Jahr, Jetzt aber alt und fast verdrossen Werd ich ins Elendt nauß gestosen, Doch sey GOtt Danck, der durch sein Gnadt, Mich auch darzu gewierdtigt hatt, Daß ich was seinen Nahm zu Ehrn, Soll leiden, thueß auch willig gehrn, Für dich O Steyer! ich mein Gebett, Zu GOtt will richten, früe und spett, Sowohl für alle die GOtt mir, Zu Freundten geben, wie Ich spüer, Ihr lieben Freundt GOtt Euch behiett, Von Euch ich Urlaub nimm hiemit, Und du mein Steyr behiett dich GOtt, Gsegn dich GOtt, rett dich aus Nott. Den 27sten Juni verschiede aus diesem Leben aufm Schloß allhie, Herrn Lud- wigs von Stahrenberg, Burggrafens Gemahel, Frau Elisabeth, gebohrne Gräfin von Hardtegg, deren Leichnam nach Eferding geführet worden. Wie droben an seinen Ort gedacht worden, daß nemlich Anno 1499. so herr- liche gute und wohlfeile Weine in Oesterreich gewachsen; Also beschehrte GOtt der Allmächtig auch dergleichen in diesem Jahre, da ein solcher Uberfluß des köstlichen und besten Weins in Oesterreich gewachsen, dergleichen vornehmlich an der Güte bey Menschen-Gedencken vorhin, und bishero nicht geschehen. Als nach gestillten Bauern-Krieg, dessen Anfänger und Rädelsführer ein- gezogen und an unterschiedlichen Orten im Lande, am Leben gestrafft worden, so ist auch der droben gemeldte Tasch, Wirth zu Pettenbach, der ein vornehmer Bauern-Hauptmann gewest, und die Stadt Steyer belagert, gefangen hieher gebracht, und das am Kayserlichen Hof gefällte Urthel, den 16ten Dec. diß Jahres an ihme auf offnen Platz, und einer hierzu vorm Raths-Hauß aufgerichten Bühne, mit Abschla- gung des Kopffes exequirt worden. Er war ein alter eißgrauer ansehnlicher Mann, ergab sich gar ungern in Tod, als er auf seinen Knien lag, und gedachte, jetzt würde der Scharffrichter zuschlagen, sahe er offtermahlen zuruck und sprach, das Leben ist heilig, das Leben ist heilig; biß er doch endlich einsmahlen den Streich übersahe. Damit ich aber nicht vergesse, wie es in dieser Zeit, mit denen jährlichen Raths-Wahlen, bey der Stadt Steyer gehalten worden, so ist zu wissen, daß aufs 1600. Jahr solche Wahl vorzunehmen, und der N. O. Regierung, doch ohne An- zeig der Ursachen eingestellt, und der vorige Rath in Officio bestättigt worden: Die an angefangene Reformation aber wurde in diesem und folgenden Jahren, mit grossem Eifer prosequirt. Wann ich alle und jede derentwillen vom Kayserl. Hof, und Ertz-Herzog, Matthias zu Oesterreich, so wohl als der N. O. Regierung und Lands-Hauptmannschafft an die Stadt Steyer, ergangene vielfältige Resolutiones, Be- fehl, und mündlich beschehene Vorhaltung; auch was durch der gesammten Stadt, sowohl als der von Steyer allein vorgenommene Deputationes nach Prag, der Länge nach erzehlen wollte, so würde fast verdrießlich seyn, solches alles nur zu lesen. Es gienge aber die Summa, solcher Auflagen dahin, jedermann solle den Catholischen Gottesdienst fleißig besuchen, der Rath einer Gemeine mit guten Exempel vorge- hen; Der Ausgang zu fremder Seelsorge, Kind-Tauffen, Predigten in den Häusern zu lesen, zu singen und dergleichen, ward verboten, die Teutschen Schulen abge- schafft, selbige mit Catholischen zu ersetzen, sich des Fleisch-Essens an verbotte- nen Tägen zu enthalten, zur Oesterlichen Zeit zu beichten, und zu communici-

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