Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

325 Es blieben zwar die Prediger noch etliche Tag allhie, und verrichteten ihr Amt in der Schul-Kirchen, weil man ihnen aber nachstellete, und zu besorgen war, sie möchten ergriffen und gefänglich angenommen werden, nahmen sie im Jan. an. 1599. in grosser Kälte ihren Abzug, samt Weib und Kind von dannen, mit grossen Leid und Trauren der ganzen Burgerschafft, welche sie mit einem Zehr-Pfenning begabet und begleitet. Die Prediger waren Wolffgang Lämpel Pfarrer, M. Joachim Müller, M. Balthasar Richter und Andreas Renmann: Dieser und der Lämpel bega- ben sich nach Wittenberg; Der Müller blieb im Land, und wurde unter Herrn Wolff Jörger, Freyherrn, Pfarrer etc. zu Atztbach, allda er auch gestorben; Richter aber wur- de über eine Zeit Superintendens zu Eißfeld in Francken. Fast um diese Zeit, wanderte wohl auch von Garsten hinweg, Abt Marthin, aber mit viel besserer Commodität und Nutzen, als die Steyrischen Prediger; dann er ward zumAbt eines noch stattlichern Closters, als er verlassen, postuliert, nemlich nach St. Lamprecht in Steyer; Zu Garsten aber folgte ihm in der Prälatur nach, ein Graubünder, Alexander di Lacu, SS. Theologiae D. vorher Abt zu Willering. Nach dem Abzug der Prediger, kame der Lands-Hauptmann, samt D. Garz- weilern hieher nach Steyer; in deren und des neuen Abt zu Garsten Gegenwart, ist den 21. Febr., der nunmehr bey 50. Jahren her unterlassene Catholische Gottes- dienst, in der Pfarr-Kirchen wieder eingeführt worden. In währenden solchen Actu geschah ein Wurff, mit einem Ziegel-Stück durch das Fenster in den Chor; Allda der Lands-Hauptmann gestanden, und wenig gefehlt, daß Er nicht getroffen worden. Und obwohl der Burgermeister Hanns Muth, deme gedachter Lands-Hauptmann durch seine Einspänninger solches Ziegl-Trumm aus der Kirchen zu Haus geschickt, mit allem Fleiß nach dem Thäter inquirierte, mochte er doch nicht erkundigt wer- den; sich selbsten aber anzumeldten, wird er auch seine Bedencken gehabt haben. Uber vier Tag hernach als der Lands-Hauptmann, wieder von hier weg war, erhube sich am Fest, St. Matthiae, eine andere Ungelegenheit. Es kam unter die ledi- gen Handwercks-Bursch, ein ungleiches Geschrey, als sollten des Abten von Garsten Officiers, und andere, welche damahlen frühe Morgens, bewehrter zur Kirchen he- reingangen, sich unterwegs verlauten lassen: Die Steyerer wären verzagt, wann man sie nur mit Ernst angriff, so sey es mit ihnen geschehen. Daher gemeldtes lediges Ge- sindl, sich desto häuffiger zur Kirchen verfügte, darinnen bald mit den Bäncken ein Gebolter erhoben, weil etliche Burger, denen solche Stühle zugehörig, selbige hinaus tragen wollten, von andern aber aufgehalten, theils solche Stühl übern Hauffen ge- worffen wurden: Als solches die anwesenden Geistlichen von Garsten sahen, nahmen sie aus Furcht, stracks ihrenWeg aus der Kirchen, dem Closter zu, und weil indessen, ein Thurner-Gesell von Garsten mit blosser Wehr, auf einen Handwercks-Gesellen geschlagen, griffen die übrigen nach Steinen, und verjagten die Garstnerische: Der- gleichen Tumult und Unruhen trugen sich hernach öffters zu, die ich als verdrießlich, nicht all erzehlen mag. Als dessen aber der Lands Hauptmann müde war, kriegten die von Steyer einen ernstlichen Verweiß, mit Vorbehalt der Straffe. Hiernechst ver- ordnete er zwey Commissarios, Salomon Sollinger D. und Caspar Pürnern hieher; denen befohlen ward, daß sie eine Zeitlang dem Catholischen Gottesdienst in der Kirchen bewohnen, und ein und anders mehr, so der Reformation anhängig verrich- ten sollten: Diese musten auch mit einer Guarde von der Burgerschafft zu, und aus der Kirchen begleitet werden. Bey dieser Commissarien währenden Hierseyn nun, begabe sich am drit- ten Oster-Feyertag ein sehr gefährlicher Auflauff: Dann selben Nachmittag ver- sammlete sich abermahl eine Anzahl lediger Handwercks-Bursch, auf dem Kirchhof, und unter denselben ein fremder unbeknannter Soldat, Als nun de- 1599. Annus Christi 1599.

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