Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

319 Annus Christi 1597. Vor erzehlt der unruhigen Bauern erweckter Aufstand, ist nach dessen Hin- legung zur Occasion der Religions-Reformation sonderlich wider die Städte, in die- sem Landt genommen, auch darauf zu Werck gerichtet worden; Wovon ich den Ver- lauff bey hiesieger Stadt, wie ich denselben in actis gefunden, kürzlich erzehlen will. Es hat aber schon Abt Johannes zu Garsten, ungeacht derselb sonsten, mit einem Ers. Rath und dessen Gliedern in particulari in guten Vernehmen und Nach- barschafft begriffen gewest, zu difficultiren angefangen, daß die von Steyer, ihren Belieben nach die Pfarr-Kirchen zu Steyer, mit uncatholischen Predigern besetzten; ließ sich auch Anno 1586. so weit heraus, wie er willens wäre gedachte Pfarr selbsten, wie es von Alters herkommen, mit einem Catholischen Priester aus seinem Convent zu bestellen, mit begehrn, daß die von Steyer den damahligen Pfarrer, Wolffgang Lämpel, samt den andern anwesenden Lutherischen Predigern abzuschaffen. Der Rath zu Steyer aber hat sich diesem Begehren also gleich statt zu geben, mit glimpff- lichen Worten geweigert, und den Prälaten vermahnet, diß Orts keine gefährliche Neuerung, oder Weitläufftigkeit zu veranlassen. Unter andern aber haben sie ihn zugleich erinnert, einsmahls in einem Schreiben vom 10ten Julii Anno 1587. wie nicht allein die Einsetzung des Pfarrers, Wolffgang Lämpels, und der Diaconorum, Geörgen Scheidhauffs und Andreen Renmanns, mit sein des Abts Wissen und Gut- heissen geschehen; sondern er habe sich wohl selbsten zu den Steyerischen Evange- lischen Kirchen-Diener gehalten, mit Vermelden: Er möchte leiden, und wünschte ihresgleichen draussen im Closter, bey Kirchen und Schulen auch zu haben; Welche Erinnerung der Prälat gleichwohl dergestalt wieder beantwortet: Er hätte sich der nachbarlichen Bescheidenheit versehen, da sie derer Dinge, so der Gegentheil von ihnen geredt haben solte, (welches doch mit nichten solcher Meinung, und in dem Verstand, wie man es gefährlicher unnachbarlicher Weise, von ihm aufgefangen) sich erinnerten, sie würdens diß Orts umgangen, und nicht also zur Unzeit, tanquam parerga feris mit eingemenget haben; Da er dergleichen auch, wo es nicht contra bo- nos mores wäre, gar wohl thun, und mit gleicher Münz solchen Unfug und Gefahr zu vergelten wüste etc. Doch mag dieser Anzug vielleicht ein Ursach gewest seyn, daß nach selber Zeit ein Schwerdt das andere in der Scheiden behalten. Nachdem aber gemeldter Abt Johann von Garsten weg, und zur Prälatur zu Cremsmünster kommen, dem, wie gemeldt, Martinus Apolitius Anno 1591. succe- dirt, griff dieser den Handel, in Causa Reformationis etwas ernstlicher an; kündigte endlichen offgedachten Lämpel die Pfarr auf, bestimmte eine gewisse Zeit zum Ab- zug, und wollte mit anderwärtiger Ersetzung der Pfarr verfahren; Dem sich hingegen die von Steyer nicht weniger starck opponirten, und sagten: Die Pfarr-Kirchen wäre, ohne des Closters Garsten Zuthun, von der Steyerischen Burgerschafft eignen Dar- lag, vor Zeiten erbauet worden; Darinnen hätte man nun das Exercitium Augspur- gischer Confession bey dreyen Römischen Kaysern und Landes, Fürsten lange Zeit ruhig gebraucht und hergebracht, dessen sie sich also de facto nicht könnten noch wollten entsetzen lassen. Abt Martin sahe hieraus wohl, daß er zu solchem Reform- ations-Werck zu schwach, und eines stärckern Gehülffen hierinnen vonnöthen hätte, welchen er dann auch also erwartete und erlangte. Dann zu Eingang des 1598ten Jahrs hat offgemeldter Lands-Hauptmann den Burgermeister Richter, den Stadtschreiber, nebst dreyen des Raths, und sechs Perso- nen aus der Gemeine, vor sich und seinen Neben-Commissari, Dr. Paul Garzweiler, nach Lintz zu erscheinen erfordert, dahin aber wurden nur zween vom Rath, Hannß Muth, und Hieronymus Händl, deputiret; Denen ist den 10ten Januarii in Beyseyn des Abts von Garsten fürgehalten, und im Nahmen Kayserl. Majestät, bey Vermei- dung derselben höchsten Ungnade, und bey Pöen 4000. Ducaten geboten worden:

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