Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

311 Annus Christi 1595. des Schnallsperrer-Häußlein geplündert, niedergerissen und hinab ins Wasser die Ybbs geworffen. Diese frevle That machte denen von Steyer, sonderlich aber Chris- toph Strutzen, grosse Mühe, mit Schreiben und Schicken, biß der Thäter, gemeldter Steffel, von der Herrschafft Gallenstein zur Verhafft gebracht, und von dannen he- raus gen Steyer aufs Schloß gelieffert worden: Allda er bis in das dritte Jahr gefan- gen gelegen, und gut und peinlich befraget worden, dann gedachter Eisen-Obmann, in den Gedancken gestanden, Steffel habe solche That nicht aus eigner Betwegnus, sondern auf Antrieb anderer dem Eisen-Wesen und der dabey gemachten Proviants Ordnung, widriger und gehäßiger Leute begangen. Allein er blieb beständig darbey, daß ers aus freien Muth, und der Ursach willen gethan habe, weilen seit Aufrichtung gedachter Schnallen der arme Mann nichts mehr von Proviant um einen rechten Pfenning überkommen mögen. Burggraf auf der Herrschafft Steyer von Anno 1595. biß 1600. war Herr Lud- wig Herr von Stahrenberg zu Schönbüchel. Rentmeister, Herr Heinrich Nickhard, Kayser. Majestät Rath und Kriegs- Secretarius; Und Pfleger Stephan Steer. Den 19 May um 7. Uhr Nachmittag ist der Durchleuchtig Hochgebohrne Fürst Johann Friedrich Herzog zu Sachsen, auf dem Schloß allhie, nach dem er an- fänglich eine Zeitlang im Hirschischen Hauß in der Stadt, nachmahls in gedachten Schloß übers Jahr, vorher aber zu Neustatt in Oesterreich, in das 27ste Jahr in Fürstli- chen Arrest gehalten worden, Christlich aus dieser Welt in einem Sessel sitzend ver- schieden, im 66. Jahr seines Alters. Sein Eingeweid ist in der Pfarr-Kirchen im Chor, beym hohen Altar begraben, der Leichnam aber in sein Fürstenthum geführet, und zu Coburg zur Erden bestattet worden. Die Ursach seiner Gefängnuß ist gewest, daß er sich des von Kayser Maximiliano II. erklärten Aechters, Wilhelms von Grumbach angenommen, und denselben in der Festung Grimmenstein zu Gotha gehaust und geschützt: Worüber er aus Befehl des Kaysers, von Churfürst Augusto zu Sachen, seinem Vetter anno 1567. überzogen, belagert und nach eroberter auch folgends de- molierter Festung, gefänglich angenommen worden. Von der N. O. Regierung wird von 5ten Septembr. dem Rath zu Steyer anbefoh- len, weilen der allmächtige GOtt aus väterlicher Erbarmung, die Festung Gran, der Christenheit wieder in die Hände gegeben, auch sonst 2. Tag zuvor ein Gnad erzeigt, daß auch im Feld dem Erb-Feind ein ziemlicher Schaden, mit Niederhauen und Ge- fangennehmung ansehnlicher Türcken, darunter der Beeg von Oopan, geschehen, so sollen sie in den Kirchen das Te DEum Laudamus singen, das Volck auf dem Land darzu vermahnen, trösten und herzhafft machen lassen. In diesem 1595. Jahr erhub sich in diesem Land, wie auch im Land unter der Ennß ein gefährlicher Aufstand, unter der Bauerschafft; Die Ursach war, wie sie sich beklagten, daß sie eine Zeithero von ihren Herrschafften mit grossen Auf- und Anla- gen, Steuren, Rüst- Geld, Robat, und sonderlich dem Frey-Geld, wider alles alte Her- kommen, Lands-Gebräuche, und ihre Erb-Brief beleget, und zu hart gehalten wür- den. Diesen Beschwehrungen nun, (welche zwar nicht so gar ohne waren) wolten sie gern abhelffen, griffen aber zu einem unrechten und verbotenen Mittel der Waffen, wider ihre fürgesetzte Obrigkeiten, womit sie dann, nebst verursachten Blut-Ver- giessen an statt der gesuchten alten Gerechtigkeit (wie sie damahl zu reden pfleten) nichts anders erhalten haben, als daß diejenigen Auflagen, deren sie sich beschweh- ret, nicht nur nicht gelindert, oder moderiert, sondern vielmehr seithero von Zeit zu Zeit erhöhet, und gehäuffet worden. Indem nun solch unversehener Handel im Land angieng, erinner- te der Lands-Hauptmann, den 17. Oktobris die von Steyer, weilen die aufrüh- rischen Bauren, bereits alle Märckte, im Haußruck-Viertel, in ihrer Gewalt,

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