Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

307 1590. Annus Christi 1589. Anno 1589. tritt Johann Spindler Abt zu Garten ab, und wird Prälat zu Crembsmünster, an welchem die von Steyer, einen guten friedlichen und vertrauten Nachbarn verlohren. Es war ein heisser und dürrer Sommer in diesem Jahr, und hat von Ostern an bis in Augustum nie geregnet, daher das Erdreich dermaßen dürre worden, daß die Wälder an vielen Orten gebrannt, das Getraidt auf dem Feld verdorrt, gar wenig Heu, und kein Grummet gewachsen; Daher ein große Theurung im Getraidt und Schmalz entstanden, daß man auch die Viktualien um doppeltes Geld, und die Ach- tering Wein um 15. Kr. kauffen müssen. Den 29sten Junii um 7. Uhr Abends, und wiederum den 15. Sept. Nachmit- tags vor 5. Uhr bis um drey gegen Morgen, sind wie an der Orten mehr, also auch allhier zu Steyer, acht unterschiedene erschröckliche Erdbeben gespühret worden. Anno 1591. ist zum Abten gen Garsten eingesetzt worden, Martinus Alopi- tius, den die muthwilligen Leute zu Steyer, und sonderlich das ledige Messerer-Ge- sindl hernach insgmein nur den Tauben-Merthl geheissen. Eod. anno & seq. war Michael Höning der erste Gegen-Schreiber zu Steyer. Im Augusti ist mit Tod abgangen, der fürnehme und gemeiner Stadt Steyer, viel Jahr lang bestellter Medicus, D. Maternus Hammer, sonst von seiner Geburt ein Jud, der sich aber zum Christlichen Glauben bekennet. Er war umverheurath, hatte keine Freund; Und hat daher in seinem Testament zur Stadt Steyer, und Leipzig, an jedem Ort 2000. fl. legiert, daß von der jährlichen Nutzung zween Steyer und zween Leipzigische Stipendiaten auf der Universität zu Leipzig stets sollen unterhalten wer- den. Sein übriges Vermögen hat Er zu den Armen-Häusern allhie vermacht: Seine stattliche Baarschafft ist bey der Inventur in einem ungesperrten im Vorhaus seiner Wohnung gegen die Ennß in Matthäus Urkauffischen Hauß stehenden Trühl (drein er seine alte Lumpen und Schuhe pflegte zu legen) gefunden worden. Er liegt in der Pfarr-Kirchen an der Seiten gegen dem Pfarrhof über, beim kleinen Thürl begraben: Das von ihm in Testament anbefohlene Epitaphium soll man ihm noch aufrichten. Ingleichen starb in diesem Jahr, des obgemeldten Wolffgang Köberers allhie, nachgelassene Wittib, in der Wiedertaufferischen Lehr. Es gab Bedencken, dieselbe zu andern rechtglaubigen Christen, in hiesigen Gotts-Acker, begraben zu lassen; Da- her ließ sie ihr Bruder Daniel Strasser zu Openitz, in seiner Kirchen zur Herrschafft Gleiß gehörig, zur Erden bestatten. Den 19. und 20. August, hat man Sonn und Mond amHimmel blutig gesehen; Um welche Zeit der Türck einen grossen Sieg wider die Christen erhalten. Daß seit Anno 1516. der Raths-Wahlen bey gemeiner Stadt Steyer bishero nicht ge- dacht worden, kommt aus der Ursach, weil von selbiger Zeit an solche Wahlen nach erlangten Consens, vermög des alten Herkommens, ohne Zuordnung von Commis- sarien ruhig und friedlich vorbei gegangen. Als aber zu End dieses 1592. Jahrs, die von Steyer um einen Wahl-Consens bey der N.O. Regierung, wie gebräuchig, anhiel- ten, wurde derselb zwar, doch mit einen ungewöhnlichen Anhang verwilligt; nem- lich, weilen sonst im ganzen Lande, zu Aufnehmung der Wahlen Commissarii ver- ordnet: Als sollten auch zu Steyer der Lands-Hauptmann und Vizdom ob der Ennß, solcher Wahl beywohnen. Darwider replicirten die von Steyer, daß die angedeute der Commissa- rien Verordnung, wider das alte Herkommen und Gebrauch, ganz was neues sey, so ohne Zweiffel aus einem Ubersehen, hergeflossen; In dem zwar, vor die- sem zu Aufnehmung der neuen Raths-Personen Pflicht, durch besondere Befehle von der Regierung ex Officio Commissarii genommen worden wären, nicht aber 1591.

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