Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

301 Annus Christi 1583. sich die Armen müssen leiden, wenig Barmherzigkeit empfinden, und darzu auf ei- genen Vorthl gedencken, und etwann mit Hülffe etlicher, die sie an die sich hängen, und die im Handel verwandt seyn, ihre Mit-Verwandten hart drucken, wie dann schon manche große Gesellschaften hiedurch zerfallen seyn. Zum 7.) so begiebt es sich gar offt, daß die Gemeinschafften dahin ausschlagen, daß man, wie doch der Monopolien Art ist, entweders ihrer viel beschwehret und drucket, mit Steigerungen oder Neuerungen, und dasselbe auf vielerley Art und Weise; Zu Zeiten aber über- sehens auch wohl die so die andern also zu drucken und zu beschwehren gedencken, daß sie ihr viel hiemit selbst haben zu Grund und Verderben gericht. Zum 8.) so ist in Gesellschafften sehr gemein, (wie solches Hall, Ausser, Idria, Schweiz, Gaß- stain, und viel andere Orte mehr, mit grossen unüberwindlichen Schaden beweisen) daß so starcke Veränderungen folgen, daß ein gemeiner Schaden und Verderben ist, vieler armen und reichen Leute; Daß, wo vorhin sich wohl tausend genährt ha- ben, hernach kaum drey oder vierhundert erhalten oder ernährt werden; Welches allein ein billiges und herzliches Schrecken und Entsetzen erwecken sollte. Dahero ich beständig dabey bleibe, daß ich in Gemeinschafft viel versucht, erfahren und erlitten, aber bißher noch nicht gefunden habe, daß sie förderlich und ersprießlich seyn zum gemeinen Nutz. Indessen, wo es so weit kommen, daß keine andern Mit- tel nicht vorhanden seyn; Und sonderlich kleine Gesellschafften, die dem gemeinen Nutz auch kleinen Schaden thun; Als zum Exempel, so etwann ein Hammer-Werck in sechs, sieben, und acht tausend Gulden Verlag bedarff, und es nur nicht jedes ge- meinen Burgers Vermögen ist, einen solchen Verlag zu thun; Da möchten zwei, drei oder vier zusammen legen, und eine besondere Gesellschafft anrichten, damit sie ein Hammer-Werck verlegen, und einen Handel führen und erschwingen könnten. Bey dergleichen kleinen Gesellschafften ist keine Gefahr und Bedencken; Dann sie können keine Monopolia anrichten; Man kan sie leichte übersehen, daß sie den ge- meinen Gesetzen müssen gehorsamen und folgen; Item, da sie schon wieder zerfal- len, und voneinander trachten, so kam die Zerreissung ohne Schaden des gemeinen Nutz, jederzeit geschehen. Und was den andern Punct anbetrifft, daß es nemlich um eine vollkommene Compagnie was schönes sey: Gestalten ihrer viel Burger ihr Geld darein legen könnten, hätten ihren Gewinn jährlich zu gewarten, und, könnten sich also gar fein nähren und ruhig leben. So ist hierauf diß meine Antwort: Daß solches ein rechtes Verderben ist der edlen Jugend, und ein groß Verderben vieler Leute ; Als zum Exempel, weil die Burger der Stadt Augspurg unverdrossen gereist, Gewerb und Handthierung mit vieler Mühe gefähret, hat GOTT ihre Arbeit gesegnet, daß sie in groß Aufnehmen erwachsen; Da aber ihrer viel von Mühe und Arbeit abgelassen, ihr Geld auf Interesse angelegt, und davon gelebt haben, da ist bei ihnen nichts als Müssiggang, Faulheit, Pracht, Stolz, Wollust, und Geld-Verthun, erfolget; Und da hernach die Interessen bey den Potentaten nachgelassen, so ist nicht allein das Ver- derben der Stadt erfolget; sondern es haben auch die Burger zur Handthierung und Arbeit den Lust, nebst der Erfahrung und Geschicklichkeit verlohren, und gehet bis dato noch mit schwehrer Mühe zu, daß sie sich in Mühe und Arbeit begeben, und sich dardurch wieder erholen. Eben also kam auch die Stadt Steyer zu viel höherer Wohlfarth und Aufnehmen , an Mannschafft und Vermögen steigen, so ihrer viel arbeiten, durch reisen und Handthierung, ihre Nahrung suchen, als wann sie sich auf das blosse Interesse oder Gewinn, den ihnen andere erwerben sollen, begeben und verlassen; Und so viel ich Herr, von Euch verstanden, seyd Ihr hierinnen eben der Meinung: Nur daß die Compagnie der Weg und Mittel nicht ist, sondern gerade das Widerspiel.

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