Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

290 1575. Stadt geändert, und etwas näher herein, gegen der Stadt in das innere Steinfeldt, wo selbes jetziger Zeit stehet, transferiert, darwider die Herrschafft Steyer auch be- schwert zu seyn, und das Land Gericht selber Orten zu praetendiren vermeinet: Ist aber durch Abgebung eines Revers, von gemeiner Stadt vermittelt und endlich in Burgfrieds-Vertrag, An. 1609. aufgericht, dieser Punkt verglichen worden. Abt Ge- örg zu Gärsten wird in diesem Jahr aus gewissen Ursachen, und sonderlich, daß er sich heimlich in den Ehestand soll begeben haben, aus Kays. Majest. Verordnung ab und an dessen statt Johannes Spindler Prior zu Mölck eingesetzt. Eodem anno den 29sten Novemb. ist Apollonia Schreinhuberin, eines Tag- werckers Tochter, unter das Hochgericht am Steinfeld, lebendig vergraben, und ein Pfahl durch den Leib geschlagen worden; Ihr Verbrechen war, daß sie vier Kinder vor der Geburt in ihrem Leib, durch einen eingenommenen Trunck ertödtet, und das fünffte, so sie auf die Welt gebracht, mit einem Messer ermordet. In diesem Jahr hat gemeine Stadt, nach vorgemeldten mächtigen Güß-Schä- den, die Closter-Kirchen, und Schul, zum andernmahl wiederum zu erbauen an- gefangen: Ingleichen die zwei neue Thore, bey der obern Ennß Brucken und Rei- chenschwal; die ganze Stadt-Mauer an der Ennß, biß an das untere Thor; Item im Ennß-Dorff nechst der Brucken die Mauer von Quater-Stücken, aus dem Grund: Darauf nachmahls, der Eckinger Weißgärber, mit Zulaß, und Vorbehalt des Grundes und Eigenthums, das noch stehende Eckhauß erbauet; Ferner den grossen hinterm Stock am Rath-Hauß, so alles vom Wasser nieder gerissen war, von neuen erbauet und aufgeführt; so zwar alles nothwendig, doch aber, wie es der Augenschein selb- sten zeigt, mit mercklichen grossen Unkosten, darunter die Stadt sich in Schulden gesteckt, daß man noch daran zu zahlen hat. Man hat aber an diesem Gebäu viele Jahre nacheinander gearbeit; Und seyn die Stämme hierzu imAichet gebrochen wor- den. Zur Gedächtnis gedachter großen Wasser-Güß, und geführten neuen Baues, ist am neuen Thor, gegen der Brucken folgende Schrifft zu lesen: HAEC LOCA VIS ANASI, EX PLUVIA DEJECERAT URBIS. BIS QUARTA, UT JULII, LUXIT IN ORBE DIES; INSTAURATA TAMEN CERNIS, NUNC AUSPICE CHRISTO, PRO PLEBE ERGO PIA FAC PIA VOTA FERAS. Anno 1575. ist abermahls die Pest bey hiesiger Stadt, und fast im gantzen Land eingerissen, und eine zeitlang grassiert. Den 18ten July starb auf dem Schloß Volckenstorff, der Stadt Steyer sonderbahr guter Nachbar und Patron, Herr Wilhelm von Volckhenstorff, zu dessen Leichen Conduct, im Closter St. Florian gehalten, von der hinterlassenen Wittib, Frauen Catharina, gebohrn von Tamberg, der Rath zu Steyer auch berufen wurde. Den 21sten Nov. hat ein Ers. Rath in dessen ansehnlicher Gegenwart, in die, wie gemeldt, von neuen erbaute Lateinische Schule, den Rectorem M. Geor- gium Mauritium, und dessen Collegen, sammt der damahls in grosser Fre- quentz allhie studierenden Jugend, mit sonderbahren Gepräng und Freuden, solenniter introducirt; Wobey von gedachten Rectore ein schöne und stattli- che Oration gehalten, auch fürohin dieser Tag bey der Schule jährlich mit der Recordation tanquam dies festus begangen worden. Burgermeister war damahl Annus Christi 1573.

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