Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

284 Annus Christi 1569. und übergraben gewest, also daß einstmahlen ein Stück Erdreich sammt der Mauer und vielen unverwesten Cörpern, hinab gegen der Steyer gefallen; So hat ein Er- sam. Rath einen andern bequemen Ort zu einer Begräbnuß ausgesehen, und allda, nemlich auf des Stallhofs zum Spital gehörigen Grund und Feld, in der Höhe ob dem Steyerdorff einen weiten Bezirck auszeichnen, mit einer Mauer umfangen, und den Anfang hiezu in diesem Jahr machen lassen; Aber allererst im Jahr 1584. gar vollendet: Es ist ein schönes Werck, und dessen gleichen an andern Orten, auch in fürnehmen Reichs- und andern Städten, wenig zu sehen; Ist auch von Zeit zu Zeit, inwendig mit schönen Epitaphis und Gemählden von der Burgerschaft geziert wor- den; Wie solches der Augenschein, die auf solch Gebäu gemeiner Stadt gewandten Unkosten aber, die Stadt-Cammer-Amts-Raitungen zeigen. Der erste so in diesem neuen Gotts-Acker begraben worden, hat Fidelberger geheissen; Von welchen dieser Ort den Nahmen überkommen, daß selbiger noch auf heutigen Tag der Fidelberg genennet wird: Die Inscription über dem Thor ist durch den Regen etlicher massen abgewaschen, aber doch folgendes noch daran zu lesen: Haec loca corporibus defunctis Styra paravit, AEterniat Domini est fertilis illa Seges. Somnum, non mortem spectas, in morte piorum. Inque DEO, salvi, qui moriuntur erunt. Bedenck, Mensch, daß wir sterblich seyn; Du gehest für, aus oder ein. Glaube an Christum den HErrn So wirdest nit ewig sterben. Tausend fünffhundert achtzig vier, Baut die Steyer-Stadt das Schlaff-Hauß hier. Eodem anno ist Ulrich Lichtenberger, Burger zu Steyer, und Margaretha Zül- lerin, Hieronymi Glückens nachgelassene Wittib, seine Haußfrau mit Tod abgan- gen; Die ohne Kinder, zwar in grossen Gut, doch widerwärtig gelebet. Sie haben zu Erbauung des neuen Herrn- oder Siechen-Hauß im Aichet 4000. Gulden legiret, davon solches Hauß Anfangs aufgerichtet, hernach aber, nachdem immer mehr Le- gata von der Burgerschafft dahin gestiftet, eine Anzahl gebrechlicher Leut, mit Speiß und Wartung unterhalten worden. Bey der obgedachten beyden Eheleute Tod aber, ist denckwürdig, daß beyde eine lange Zeit kranck und lagerhafft gewest; ein Theil dem andern vor ihm den Tod gewünscht, jedes aber seine habende Baarschafft und Schatz-Geld, damit solches nicht den überlebenden in die Hände käme, bey sich am Bett behalten; bald das Weib, ob der Mann, derselbe hingegen, ob das Weib noch nicht gestorben sey gefragt: Endlich seyn sie innerhalb zwey Tagen, nacheinander verschieden, und haben ihren zeitlichen Abgott doch hinter sich lassen müssen; Und die sich vorher im Leben miteinander nicht vergleichen, und einig seyn können, die sind dergestalt durch den Tod vereinet, und in ein Grab zusammen geleget worden; Nemlich in der Pfarr-Kirchen, wo man beym kleinen Thürl vom Pfarrhof hinein ge- het; Allwo ihnen zur Gedächtnus ein Epitaphium aufgerichtet stehet.

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