Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

246 Es muß vor Zeiten ein anderer Stylus in der Prälaten Cantzley, als jetzo, üb- lich gewesen seyn; Dann ich finde, daß Anno 1493. Abt Benedikt zu Glainck dem Stadt-Richter zu Steyer, Hannßen Köln, geschrieben: „Fürsichtiger und Weiser, lie- ber Herr; Unsere Andacht und willige Dienst zuvor. Ich bittte Eur Weißheit demüt- higlich, die wollen etc. etc.“ Und gemeldter Abt Heinreich zu Seitenstetten, schreibt in gemeldter Getraid-Sache, an die von Steyer: Unser andächtig Gebett zu GOTT, und freundlich-nachbarlich Dienst seyn Eur Weißheit allezeit zuvor bereit, Ehrsame, Weise, gebietende sonders liebe Herren und Nachbarn etc. Welches ich incidenter bey diesem Getraid-Handel melden wollen. Obwohl nun an derselben dem ganzen Vatterland, und sonderlich der belagerten Stadt Wienn, ein grosses gelegen war; so blieb doch solcher Gestalt angedeute Proviantirung, dabey die Land-Leute einen mehrern Credit in die Städte, als den Landes-Fürsten setzten, unterwegen. Die von Steyer klagten damahlen gegen dem Abgesandten, gedachten Herrn Jagenreutter, Königl. Majestät Rath, welcher von ihnen Ew. Vest und Herrlichkeit intituliret wurde, über die selber Zeit vermeinte Theurung. Es sey (sagen sie) eine Zeit her große Theur- und Steigerung im Getraidt unter der Bauerschafft, so auf die Wochen-Märckte allhie fahren, entstanden; Also daß die arme Gemeine den Metzen Korn um 4½. ß. den Waitz um 5. ß. Habern um 12. kr. hätten erkaufen müssen; Wel- ches ein unerhörter theurer Preiß sey. Der Türckische Kayser hatte ihm wohl in seinem Sinn fürgenommmen, Kö- nig Ferdinandum selbst zu suchen. Dann als Graf Hannßen von Hardtegg, Fände- rich, Wolffgang von Zetlitz, in einem Ausfall vor Wienn gefangen und gefragt wor- den: Wo der König sey? Und er geantwortet: Vier und zwanzig Meilen von dannen, zu Lintz. Hat sich der Türckische Kayser vernehmen lassen: Quaeram illum, etiamsi sit in medio Imperi. Aber der Allerhöchste legte dem Tyrannen einen Ring in die Nase; Dann am 15ten Octobris (etliche setzen den 18ten) nahm die Belagerung der Stadt Wienn wieder ein Ende, und der Feind nahm mit grossen Verlust den Abzug. Dadurch dann auch dieses Land und hiesige Stadt wiederum in Sicherheit gestellet ward. Zur Gedächtnis dieser denckwürdigen Belagerung, ließ König Ferdinandus golden- und silberne Münzen schlagen, mit der Uberschrifft: Türck belägert Wienn, Anno 1529. so noch zu finden. Nach abgewendter Feinds-Gefahr, seyn die ungehorsame Land-Leut, so nach vorgemeldtem Aufbott, zu Ennß, nicht erschienen, von Kayserl. Majest. gestrafft worden: Weil nemlich den erscheinenden und gehorsamen in Zeit als sie zu Ennß gelegen, zum wenigsten soviel Unkosten, als vom Pfund Geld ihrer Einlag 6.Kr. aus- tragen, aufgeloffen; so sollten die Ungehorsame solche 6.Kr. Und zu einer Straff ihres Ungehorsams, noch so viel, und also von jedem Pf. Geld 12. Kr. zur Landschafft er- legen müssen; welche Straff derselben vom König gelassen wurde. Anno1530. inderFasten ineiner SamstagNacht, seynausserder Stadt, ineinem Häußl, 13. Mann und Weibs-Personen durch das Stadt-Gericht, in einer heimlichen Versammlung der Wiedertaufferischen Lehr ergriffen, und in Hafft genommen wor- den. Mit diesen wurde ein glinderer Proceß, als der droben gemeldte war, vorgenom- men. IndemvomLands-Hauptmannder damahlige Pfarrer allhie, HerrWolffgangPe- ter Hellmesser, der Lueger Stiftung zu Ennß, Beneficiat. Geörg Bischover, und Hanns Rockenburger des Raths zu Steyer dazu verordnet wurden, die sollten in Beyseyn des Burgermeisters und Richters daselbst, diese Verhaffte, jeden insonderheit examinie- ren, und an ihnen sich erkundigen, ob sie aus Einfalt, Unverstand, oder Muthwilen, in diese Sect verfallen; sie hierauf unterweisen, ihnen ihre Irrthümer anzeigen, ab- leinen, zur Wiederkehr und Poenitenz vermahnen. Dann Königl. Majest. sich resol- 1530. Annus Christi 1529.

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