Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

244 Annus Christi 1529. der Pfalz-Graf gen Grein kam, erhielt er Kundschafft, wie der Türck albereit bey Wienn ankommen sey. Solche Ankunft des Türckischen Kaysers in eigener Persohn, vor die Haupt- stadt Wienn, mit 300.000. Mann, geschah am 26sten Septemb. Und wurde also zur Belagerung ein schrecklicher Anfang gemacht. Dieses verkündigte der Lan- des-Hauptmann denen von Steyer, Montags vor St. Michaelis; Er hab selben Tags von Königl. Majest. gewiese Kundschafft, daß der Türck alle Flecken umWien, auch Closter-Neuburg abgebrannt; Alle Persohnen darinnen erbärmlich niedergehauen, und mit solcher Tyranney seinen Streiff-Zug, bis über Mölck gethan: Und sey zu be- sorgen, er möchte in seinem blutgierigen Fürnehmen, biß in das Land heraufrücken. Damit ihm aber Widerstand und Abbruch gethan werde, sollen die von Steyer zur Stund aufs stärckiste auf seyn, an die Ennß ziehen, die Furth vergraben, das Gstat abjähen, damit man die Ennß nicht reuten könne; Auch sonst, wo des Türcken Volck heran käme, ihnen den Paß wehren; Und so lang verbleiben, biß ihnen mit dem Zu- zug Entsatz folge. Diesem kamen die von Steyer fleissig nach, mahneten die Burg- erschafft auf, und wurben 120. Mann: Stadt-Hauptmann war Colmann Dorninger. Hieronymus Haider zum Dorff, der Stadt guter Nachbar, erbott sich durch Schrei- ben, derselben 40. Mann mit Rüstungen wie sie es begehrten, in dieser Noth zu Hülff zu schicken. Man hielte wie aller Orten, im Land also auch alhie Processiones; die Leute wurden zur Buß und Gebet vermahnt; daß der Allmächtige, die vorstehende große Gefahr abwenden wolle. König Ferdinandus begab sich (wie die hiesigen Acta anzeigen) bey dieser Gefahr von Linz nach Prag. Worauf der Lands-Hauptmann die von Steyer erinnert, man fürchte die streiffende Rotten von Husaren, werden jetzt vor Ennß rucken; sie solten alsobald etliche Flöß dahin sendten: Diese Beysorg war nicht vergeblich; dann am Pfingstag nach Michaelis kam der Türck in 6000. starck gen Amstetten, machte alles nieder, was sie antraffen; Viel Ort, Flecken und Dörf- fer, wurden verbrannt, darunter auch Neumarckt. Und schreibet Erhard Wildt, ein fürnehmer Burger, und hernach Stadt-Richter zu Waidhofen, an der Ybbs, in seinen aufgezeichneten Notabilibus, daß er alda zu Neumarckt, von denen Türcken gefan- gen worden; Und sey ein solch große Furcht in den Leuten gewest, daß ein einiger Türck wohl 100. Christen gejagt habe. Weil nun diese Gäst der Stadt Steyer, so nahe kamen, so verursachte solches nicht wenig Schrecken und Forcht: Die Burgerschafft und geworbene Soldaten, sammt der Herrschafft Steyer Unterthanen, untern Pfleger EberhardMarschall stellte man in die Wehr, warff Schanzen auf, und wurden die Stück auf Thürn und Mauren gezogen; Weib und Kinder aber an ein sicher Ort zu fliehen zugelassen. Deren zog eine ziemliche Anzahl, mit Weinen und Wehklagen von ihren Männern und Vätern. Als deren ein theil ihren Weg durch Neuhofen nahmen, erzeigte ihnen Herr Wolff von Losenstein, in der Gschwend, gar eine schlechte Nachbarschafft und Courtesie, ließ dieselben einen ganzen Tag, und zwo Nächte aufhalten, so lang biß sie ihm 32. fl. sammt einer besondern Verehrung geben musten. Ob nun wohl der Türck wie vorgemelt so nahe herbey kommen, so find sich gleichwohl in den Actis nicht, daß er vor dismahl über den Ennß-Fluß gesetzt hätte; Ob ers wohl offtversucht, doch umsonst, weil dieUfer und Furth allerOrtenmit Volck und Geschütz besetzt waren: Nichts destoweniger aber, hat dieser streiffende Hauffen in 30000. starck, welchen Bassa OglamMichael theils gegen der Steiermarck zu, theils anderDonauherauf commandiert und geführet, dieserOrtenumSteyer, und imVier- tel ob Wienner Waldt, so daran gränzet, ganz erschröcklich und tyrannisch, seiner Art nach, gehausset; Wie solches Ursinus Velinus in seiner Beschreibung (der in der Collectione Simonis Schardii zu finden) erbärmlich erzehlet; „Inaudita Turci (spricht

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