Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

242 her eingesetzten ungelehrten Prediger; Welche keinen geschickten neben sich leiden wollen. Magister Michael Forster sey ein geschickter und gelehrter Prediger gewest, dem Closter Gärsten wol angestanden, und kein Zweiffel, wann er und Bruder Ca- lixtus zur Zeit der Wiedertauffer gelebt und alhie gewest, daß solche Secte so weit nicht überhand genommen hätte. Mit dem salve Regina sey kein andere Verkeh- rung fürgegangen, dann daß es auf Christum gewendet und gestellt sey: Dieweil es dann ein geistlich Gesang, und auf Christum Unsern Heyland und rechten Felsen der Christlichen Kirchen geleitet, und man offtmahl vor diesem, weltliche Lieder zu geistlichen Sinn, in einer Melodey gestellt, und auf der Orgel und im Chor gesungen und geschlagen; darwider die Geistlichkeit nie geredt noch geschrieben; so sey ihres Erachtens vielweniger das vorgemeldte salve, welches auf den Herrn Christum und nicht zu Spott seiner lieben Mutter der hochgelobten Jungfrauen gerichtet, für Un- recht zu schelten. Unter andern Beschwerden wider die Geistlichen, gedachten sie auch, der damahlig alhiesigen Prediger Münch, mit deren Wandl Sie auch nicht wohl zufrieden wären. Das Prediger-Closter (sprechen die von Steyer) ist durch Unsere Vor-Eltern allhier verstattet und vergunt, mit wenig Persohnen, eines Erbarn Geistli- chenWandels, und besonderer Ordnung; Nun aber seyn ihrer gar zu viel worden: Sie halten sich wie die Bettel-Münch, und ist wenigstens kein altes Mütterl, oder andere Persohn, darbey sie einiges Vermögen, oder Mildigkeit ausforschen; so schleichen sie sich zu, was zu erschnappen; Und wann dieselben Mütterl, nichts mehr eignes haben, arm, alt und kranck werden, achten sie dieselben gar nichts mehr; liesens sterben und verderben; So muß man sie dann zuletzt aus Erbarmung ins Spital tra- gen: Sie solten ein versperrtes Closter, wie Closter-Brüdern gebühret halten, nicht Alt und Jung, spat und früh, um Trinck-Wasser, aus und eingehen lassen; So aber, haben sie ein Thür durch die Maur gebrochen, aufs Wasser die Ennß hinten hinaus; da dann Nacht-Wache und Wehr in Kriegs-Läufften muß gehalten werden: Man hat es ihnen mehrmahlen untersagt, aber kein beständige Wendung darinnen gethan. Unsere Vor-Eltern habens aus Erbarmung, und ohn allen Zweiffel in guter Meinung hier unterkommen lassen; was für Nutzen daraus erfolgt, siehet man wohl: Wird demnach unnnöthig seyn, viel zu melden von ihrem geistlichen Leben. Welche Theil nun, Steyer oder Gärsten hierinnen Recht oder Unrecht gehabt, ist nunmehr ferner nicht zu disputieren: Vielleicht ist beydes bey beyden gestanden. Daher sie die Sach zur Erkänntnis, der Königl. Visitations Commissarien nicht kom- men liesen; grieffen zur Güte, und kamen im April des folgenden Jahrs 1529. zusam- men; erwählten aus ihnen etliche Persohnen, durch welche der Vergleich gemacht wurde, des Innhalts; „Die von Steyer bekennten Anfangs, daß der Abt zu Gärsten über die Pfarr-Kirchen zu Steyer der rechte Obrist Pfarr-Herr sey, und baten hierauf densel- ben drob zu seyn, die GOttes Ehr bey St. Gilgen, wie es von Alters herkommen, laut der Stifft-Brieff, welche dem Abt in Abschrifft folgen solten, durch Erbar, gelehrt und verständige Priester zu ersetzen: Dessen sich der Abt, hingegen erbotten; Und ver- sprachen die von Steyer, drob zu seyn, daß denen Priestern, alles was die Stiftungen vermögen, treulich solle gereicht werden. Bey diesen Vergleich nun will ich die Re- ligions-Händel eine weile ruhen lassen, und erzehlen, was sich in diesem 1529. Jahr mit dem Erb-Feind, dem Türcken, verloffen.“ Derselbe nun hatte in seinem tyrannischen Sinn sich vorgenom- men, gleich wie er in kurz vergangenen Zeiten, auf die traurige Nider- lag Königs Ludwig von Ungarn, und der Land-Herren deselben Königreichs Uneinigkeit, sich guten Theils derselben Cron bemächtigt; Also auch die Oester- reichischen Lande, bevorab die Haupt-Stadt Wienn in seine Gewalt und Dienst- barkeit zu zwingen. König Ferdinandus war damahlen zu Linz; dessen Gemahlin 1529. Annus Christi 1528.

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