Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

241 Annus Christi 1528. In diesem Jahr ist der Stadt-Thurner, welcher bis daher seine Wohnung und Wacht, auf demHaus amThabor, oberhalb dem Steyer-Dorff gehabt, von dannen auf den Kirch-Thurn gesetzt worden. Indem es nun um diese Zeit, nicht allein bey der Stadt Steyer, sondern auch an vielen andern Orten und Städten in den Oesterreichischen Landen zu allerhand Aenderung in der Religion sich ansehen ließe, wollte man zur Ursach dessen, der grossen Fahr- und Nachlässigkeit der Prälaten, Pfarrer, und anderer Geistlichen viel Schuld geben. Solchen Veränderungen nun vorzukommen, wurden in diesem Jahr von Königl. Majest. Visitations- und Reformations-Commissarien, wie an an- dere Ort in diesem Lande, also auch hieher gen Steyer gesandt; die begehrten vom Rath fürmemlich Bericht, wie hiesiges Kirchen-Wesen, mit Verrichtung des GOttes Dienst, Lehr- und Predigten beschaffen; Was für einer Religion die Burgerschafft zu- gethan; Und worinnen sie etwann Beschwär oder Mängel hätten, solches ihnen an- zudeuten. Welches hierauf geschah in Schriften, die dem Abt zu Gärsten fürgehalten wurden; Also daß hierüber beyde Theile gegeneinander verfuhren; so alles hieher zu verzeichnen weder dienlich noch nöthig; doch wird summariter die Hauptsach zu melden seyn. Demnach beschwehrten sich die von Steyer, wie daß lange Zeit her, die gestifften GOttes-Dienst, Jahr-Täg, Processionen und dergleichen bey hiesiger Pfarr- und Spital-Kirche, nach der Stiffter Willen nicht verrichtet worden; Ungeacht die Closter-Leut zu Gärsten, der hierzu gestifften Gülten, und Güter genießen; Es würden keine taugliche gelehrte Prediger und Priester; Auch deren an der Zahl viel zu wenig, gehalten; andere aber, die zu Predigten und Lehren geschickt und tauglich, abgeschafft; daraus denn erfolget daß fremde Prediger, und Lehrer sich unter hiesige Gemein eingeschlichen und zugleich die Secte der Wiedertäuffer entstanden etc. Hierwider beschuldigte, Abt Pangraz zu Gärsten die von Steyer, die selbsten hätten zur Neurung und fremden Lehren Lust; Das sey abzunehmen, an der Stellung des Münchs Calixti, welchen sie, ungeacht er Abt den Rath mündlich vermahnet, auch durch Edle und Unedle beschickt; dessen irrige Lehre entdeckt, doch nicht ab- schaffen wollen; sondern ihm unter die Augen mit Auffruhr getrohet, wo er Ca- lixtum nicht wolle predigen lassen: Dergleichen sey auch geschehen, mit Magister Michael Forster, und nachmahls mit Hannsen Weinberger, Geselln in der Pfarr, und Beneficiaten bey des Friederich Forster Stifft; Welchen sie von Steyer, eignes Ge- fallens, zu predigen auf gestellt: Unangesehener Abt solches nur gewisser massen gewilliget, wofern nemlich er Weinberger sich Priesterlich halten, und in seinen Pre- digten nichts von Luthers oder seiner Anhänger Lehr, mit einführen würde. Welches er aber nicht gehalten habe. So hätten über diß, die von Steyer, das alte salve Regina, welches GOtt unsern Erlöser und seiner werthen Mutter, Jungfrauen Mariä zu Ehren zu singen, Christlich auf uns kommen, abgeschafft und zur Verachtung der Gebäre- rin GOttes, das neu gemachte salve eingeführet, und selbiges durch den Weinberger auf der Cantzel, zu grossen Ergerniß rühmen und promovieren lassen: Daher kein Wunder, daß sich auf solche Aenderungen dergleichen Früchte mit den Wiedertauf- fern und Secten zu Steyer sehen lassen. Weilen auch bei solch und andern eingeris- senen Unordnungen, fast alle Andacht und Eyfer zum GOttes-Dienst erloschen, und die Unterhaltung der Geistlichen gar abgenommen; habe sich Niemand zum Gesel- len-Stand in der Pfarr, weiter wollen gebrauchen lassen; daß also die Schuld der nicht verrichteten GOttes-Dienst, vielmehr denen von Steyer, die solche Unterhaltung den Geistlichen entzogen, zuzuschreiben: Er Abt habe auch bey dem Rath niemahlen einen gewiesen Bericht aller Stifften aus den Fundationen erhalten mögen. Die von Steyer nun wollten hingegen das An- und Vorgeben des Abts kei- neswegs geständig seyn; zogen ihme hoch an, die Untüchtigkeit der eine Zeit

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