Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

198 Annus Christi 1511. der Erkänntnus, nicht zur gefänglichen Hafft nehmen, daher ließ sich der Ob- rist-Hauptmann, die Rädlsführer desto sicherer zu machen, nach angedeuter Able- sung, vernehmen; Diese Aussagen dieneten nunmehro wenig zum Handel; weil alles so vor dem Bescheid verloffen, durch denselben aufgehoben, und in Vergessen ge- stellt sey. Prandstetter ward hierauf um so viel mehr, in seinem Vorsatz freudig, und aus besondern tragenden Haß wider den Burgermeister Kölnpeck dermaßen ver- wegen, daß er, als eben an diesem Tag über einen seiner Consorten Sigmund Bayr, Schleiffer, geklagt wurde, als ob er sich in einer Absendung an den Obrist-Haupt- mann, ein mehrers unterstanden, als er von der Gemeine in Befehl gehabt, Prand- stetter offentlich aufgeschrien, er möchte wohl leiden, daß zu Erfindung des rechten Grunds man ihm selbst und den Burgermeister an ein Seil würffe; Welch närrisch und verwegen Red die umstehenden Herrn Commissarii mit Entsetzen angehöret. Am folgenden Tag, als Rath und Gemeine abermahl in dem Schloß erschie- nen, eröffnet der Obrist-Hauptmann das Urtl mündlich, dahin lautend; „daß Ulrich Prandtstetter und seine Anhänger der fürgenommenen Aufruhr und eingebrachten Klage weder Fug, Recht noch Glimpff gehabt; Sondern hatten hieran dem Rath groß Unrecht gethan.“ Diß war ein unverhofft, und harter Sentenz auf dem einen Theil; aber noch um so viel schärffer, weilen alsbald darauf die Execution erfolgte: Dann alle diejeni- gen aus den vorgemeldten 35. Personen, so damahln anwesend, wurden gefänglich angenommen; Der mehreste Theil aus ihnen um Geld gestrafft; Der Prandtstetter aber, samt Hannsen Haidinger, Klingenschmidt, Sigmund Bayer, Schleiffer, Andre Katzinger, Tischler, Hannß Müllner, Kürschner, Merthen Pauckinger Beutler; Wolff- gang Spitzer Allschmidt, Vicentz Rosendorn, Riemer, Michael Ecker, Haffner, und Eraßmus Heidenreich Messerer; wurden in die Eisen geschlagen, auf Wagen gesetzt und ohn Verzug gen Linz, und von dannen genWien, ins Gefängnis geführet: Hannß Scheubl, welchem bey Zeiten der Hund vorm Licht umgangen, hat sich besser als der Prandtstetter in den Handel zu schicken gewust; Vor der letzten Verhör eine Kran- ckheit simuliert, und als er vernommen, wie man mit seinen Gespanen procediret, sich in das Prediger-Closter allhie versteckt; Von dannen er in Münchs-Kleidern sich gen Budtweiß gemacht, und also des Seegens, den er mit dem Prandtstetter wurde gemein gehabt haben, nicht erwartet. Dergleichen thät auch Georg Gramatschmidt, der sich auch zeitlich mit der Flucht in geheim salvirte. Des andern Tags, nach fürgenommener gefänglicher Wegführung wur- de ein Brief mit der Unterschrifft, Justus es Domine, & recta Justitia tua, ins Rath- Hauß geworffen; Und absonderlich einer an des Grienthalers Haus angeschlagen, darin ward ein Ersam. Rath vermahnet, daß zu ihrer und des gemeinen Wesens Ruhe nicht genug sey; Daß Ulrich Prandtstetter, samt etlich seiner Anhänger, als räudige Schaafe, aus der Stadt geschafft; Sondern es solle auch gleichermassen, mit dem Gsellen, in der Pfarr, Meister Beuchard Eckharts, der Lansidl genannt, und mit dem Lateinischen Schulmeister, verfahren werden; Dann diese eben so wohl des Prandtstetter Gehülffen, Rathgeber, Zutitler, Anhetzer, und Schrifftstel- ler gewesen, und noch mit ihm in heimlichen Verständnis begriffen seyn. In die- sem 1511. Jahr hat Hannß Lueger, Burger zu Steyer, auf seine Kosten, die Capel- le beim Sondersiechen oder Bruder-Hauß in Steyerdorff mit Verwilligung Abt Ulrichs, zu Garsten, erbaut, zu Ehren St. Antonii. Man siehet darinnen beym Altar, neben dem Lugerischen auch das Prandtstetter- und Kölnpeckische Wappen ge- mahlet: Angedachten von Holzwerck künstlich ausgeschnitzten Altar, findet man das Kirchbaumische Wappen. (Es mag vielleicht von demselben Geschlecht auf- gerichtet worden seyn.) Zu was Zeit aber, gedachtes Bruder-Hauß Anfangs gestifft und erbaut worden, hab ich keine Nachricht funden; nur allein, daß Kayser Ma- ximilianus I. in dem Frey-Brief datirt 1512. über die Güter, so gedachter Lueger

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