Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

197 Annus Christi 1511. 11)Wegen Verlesung gemeiner Stadt Freyheiten hätte sich ein Ersamer Rath bißher dem Endtschied gemäß bezeigt. 12)Wird negiret. 13)Stehe denen, so dieser Punct angienge, zu verantworten zu. 14) & 15) Sey oben im Bericht der fürgegangenen Wahlen halber, genugsame Er- läuterung geschehen. Hierauf wurde jeder Theil noch mit einer Schrifft gehört, so unnöthig der Länge nach zu widerholen. Hernach ward auf bei der Theil Begehren, ein von ihnen selbst erkiester Ausschuß, von 20. Persohnen, aus denen, welche vormahlen in der ersten Unruhe vor dem Bescheid, da Prandstetter wider den Rath gestanden, her- nach aber da die andern von ihm und der andern unruhigen Gemeine, jurato ver- höret, die Ursachen dieses Abweichens zu eröffnen; deren Aussagen über die von beydenTheilen eingegebene Interrogatoria, wurden hernach offentlich verlesen: Aus demselben nun käme an Tag; daß vom vorig- und jetzigen wider einen Rath und gehorsame Gemein, erweckten und continuirten Aufstand und Ungehorsam Ulrich Prandstetter, der Anfänger, Urheber und Rädlsführer; seine fürnehmsten Gehülffen und Complices aber gewest, und noch wären Hannß Scheubl, Spitzer, Vicenz Rie- mer, Häidinger, Beutler, Geörg Rottaler, und Geörg Granatschmied; Welche nach den andern Burgern, in ihre Häuser, zum Prandstetter in die Weinzeche zu kommen geschickt; Sie in der Kirchen und Gassen, hierzu angeredt, und dahin zu kommen bescheiden. Wann sie nun erschienen, sey Prandstetter mit denen hier oben einge- führten, und von ihm geschriebenen Articuln herfür gewischt, dieselben verlesen, und ob sie ihnen die gefallen liessen, gefragt; darneben hab er viel Vertröstungen gethan, wie er den gemeinen Nutz so helffen und aufrichten wollte, als dergleichen zu Steyer bey Menschen Gedencken nie gewesen sey: Und solle keinem nicht 4. kr. gestehen; Auch, wo seinem Vorhaben nach, der Stadt Regierung verändert würde, er Prandstetter, Scheubl und andere, Geld aufbringen, und der Obrist-Hauptmann, Herr von Polhaim selbst 6000. fl. herleihen wollte; damit man die armen Hand- wercks-Leut verlegen könnte. Andern hätten sie Hoffnung gemacht, sie in den Rath zu bringen, und zu Aemtern zu verhelffen: dem Gastlstorffer ward versprochen, daß er ohne alle seine Mühe, aus dem Eisen-Handel jährlich 50. oder 70.fl . haben solte. Mit der gleichen, und andern Vertröstungen mehr, sie eine große Anzahl Burger, ihnen anhängig gemacht. Diejenigen so sich von ihnen wiederum abthun wollten, als sie sahen, daß der Handl einen bösen Ausgang nehmen möchte, die wurden vom Prandstetter und Scheubl mit Verlust ihrer Ehren, und gar des Lebens bertrohet, und hielten denselben zum Exempel für; Es wäre in der Stadt Breßlau geschehen, da hät- te man wohl ihrer zwölffe die Köpff abgeschlagen, darum daß sie von der Gemeine wieder abgestanden. Es ließ sich auch Prandstetter, einmahls verlauten, weilen doch die von seinen Theil vorgehabte Raths-Wahl, nicht für sich gehen wollte, so müsten sie halt einmal nunmehr die Klingen brauchen, und die am Rath-Hauß, durch die Fenster auswerffen oder alle erschlagen; Und wollten sie dannoch die Stadt, dem Obrist-Hauptmann wohl ein Zeitlang vorenthalten, biß sie zum Kayser schickten. Diese Zeugen nun sagten alle, nachdem sie gesehen, daß die Sachen vom Prandtstetter und seinem Anhang, aus lauter Neid, Hitz und eitler Ehrsucht für- genommen: Auch, obschon der fürnehmste aus ihnen, Hannß Scheubl, zum Rich- ter-Amt kommen; Dannoch aber die vertröste Besserung, des gemeinen Nutz, nicht erfolgt, hätten sie sich von dieser Gesellschafft ganz abgesondert, und dem Kayserl. Bescheid nachzuleben ihnen fürgenommen. Als diese Depositiones wie gemelt, in der Partheyen Gegenwart, offent- lich abgelesen wurden, fürchteten die Commissari, die Interessirten Haupt-Ur- sacher dieser Unruhe möchten ausreissen; Weilen hierdurch ihr böses Fürnehmenoffenbarworden:DochwolltenauchdieCommissarii selbigevorordentli-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2