Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

193 Annus Christi 1510. Nachdem die Kayserliche Majestät aus der in diesem Jahr, bei der Raths-Wahl allhie gewesten Commissarien Relation vernommen, daß ungeacht des erfolgten Be- scheides, ein Theil der unruhigen Gemein, sich noch nicht zufrieden geben wollen, sondern allerley Unwillen, und gefährliche Empörungen von neuen anscheinen; ha- ben Ihro Majestät von Augspurg dem Obrist-Hauptmann anbefohlen, er und seine zu Steyer mit ihm gewesene Commissarien, sollen etliche Burger von Steyer, und aus andern Städten im Land erfordern, nebst ihnen den vorigen Bescheid mit Fleiß übersehen, solchen nach Nothdurfft in billigen Dingen mindern oder mehren, und Fleiß an kehren, daß alle besorgende Weiterung oder Aufruhr vermieden, auch alle Versammlung der Gemeine eingestellt bleibe. Weilen aber solche Verrichtung so ei- lends nicht mögen zu Werck gerichtet werden, ist die Burgermeister- Richter- und Raths-Wahl auf das 1510de Jahr eingestellt geblieben. In diesem 1510den Jahr ist auf den Wochen-Märckten allhie zu Steyer, der Metzen Korn von 12. bis 14. Kreutzer, Habern von 5. bis 7. Kreutzer verkauft worden. In diesem Jahr hat Sebastian Mureisen, ein lediger Messerer-Gesell, darum, daß ihme in einem lnjuri-Handel, seiner Meinung nach nicht genugsam Satisfaction geschehen, gemeiner Stadt und Burgerschafft durch einen offenen Brief, auf Rauben und Brennen abgesagt, biß also lang ihr (so lauten die Formalia) mein Willen ge- winnt; Wohlauf mir und dir, um die blutige Kappen. Das hat dem Rath große Mühe gemacht, bis sie endlich mit grossen Unkosten diesen Menschen zu Prag in Verhafft gebracht. Ich finde aber nicht was mit ihm für genommen worden etc. Montags vor Thomae erschienen abermahl zur Wahl aufs eingehende 1511te Jahr, als Commissarien, Herr Ulrich, Abt zu Garsten, und Geörg von Rorbach zum Wald. Als nun die Gemeine am Rath-Hauß versammlet war, fragten die Commissa- rien, ob sie an ihrer Person kein Bedencken, oder ob sie des Schweinpeckhen wollten warten. Darauf sagte die Gemeine: Die Herren wären ihnen zu einer mehrern Ver- richtung, als diese sey, gar genug. Da man nun wollte zur Wahl schreiten, erhuben etliche ein Geschrey: Sie hätten zu klagen, das solte man zu erst hören. Der andere Theil wollte, man solte mit der Wahl fortfahren, und die Klagen vor dismal abwei- sen. Da trat herfür ein Klingenschmidt, Namens Hannß Haidinger, und sprach: Die Commissarien solten in der Sach ein Einsehen haben; Es sey grosser Mangel und Verderben allhie; Dann es hätte ein Raths-Genoß, Wolffgang Wischover, öffentlich geredt: Wann man hinfüro noch also sollte regieren, als es ein Jahr oder zwey gesche- hen, so müste die Stadt verderben, wann sie gar in eisernen Ketten hienge. Welches verstehen sey, daß im Rath nicht wohl zugehe. Der Wischover solches anhörend, brachte von Stund an zu seiner Entschuldiung für: Es sey nicht ohne, daß einsmals einer aus den Burgern in einer Versammlung solche Reden gethan, dadurch Rath und Gemeine in Widerwillen könnten gesetzet werden; Da habe er gesagt: Liebe Herren, wir haben diß Jahr gar einen unruhigen Rath gehabt, darum bitte ich euch, ihr woll- tet mit samt einem Rath und Genannten, in die Sach sehen, damit man zu Einigkeit und Friede komme, wo das nicht geschähe, so sage er, wo die Stadt hie an eisernen Ketten in den Lüfften hienge, sie müste verderben; Nemlich wegen der Widerwärtig- keit, die eine Zeitlang gewesen. Mit dieser Verantwortung war männiglich zufrieden, und war ein Geschrey unter der Gemeine: Wischover hätte wohl recht und ehrlich geredet. Ulrich Prandtstetter wollte auch, man sollte ihn hören, und stund hierzu auf eine Banck, aber die Gemeine ruffte überlaut: Vez hör auf, wir wollen deiner Predigt nimmer, du hast uns lang genug gepredigt, aber ein falsches Evangelium aus- gelegt; Darneben wurffen sie ihm für, er sey ein Amtmann, und habe einen fremden Herrn, darum wollten sie ihn für keinen Burger erkennen. Die Herren Commissarii

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