Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

156 Da$ sechste Buch Begreifft in sich, was unter der Regierung Kaysers MAXIMILIANI I. Ertz-Herzogs zu Oesterreich, Zu und um Steyer, sich denckwürdiges begeben und zugetragen. Von Anno 1493. biß 1519. Da$ sechste Buch. König Maximi- lian succe- dirt dem Vatter. Annus Christi 1493. Alsbald nach dessen Tod sandte Er nach Steyer, mit einem Credenz-Schrei- ben, den Edlen, seinen Lieben, Getreuen, Michaeln, Freyherrn von Wolckhenstain, seinen Rath und Cammerer, um eine Summa Geld-Anlehen. Worauf von gemei- ner Stadt 300. fl. gewilliget wurde; Welches König Maximilian, laut seines Ant- wort-Schreibens, mit besondern Danck und Gefallen angenommen. Im Closter Garsten hat sich in diesem Jahr eine erbärmliche Mordthat zu- getragen. Es regierte damahls Abt Leonhardt, der hatte zween seiner Schwester Söhne, die Knüschinckhen genannt; Andre, war sein Cammerer zu Garsten, und Wolffgang, der war ein Tuchscheerer zu Steyer; Dann einen Schwager, Nahmens Wolffgang, seines Handwercks ein Schneider. Diese letzteren waren böse, leichtfer- tige Buben, giengen den Teuffelsbannen und Schatzgraben nach; Weilen ihnen aber solches Handwerck nicht viel eintrug; Abt Leonhardt auch ihnen sonsten, nach ihren Gefallen, nicht genug hergeben wolte; Geriethen sie beyde endlichen in eine Ver- zweifflung, und ergaben sich auf einer Wegscheid dem leidigen Teuffel, daß er ihnen solte zu Geld verhelffen. Nahmen ihnen darauf für, einen Anschlag zu machen, den Abt zu schätzen, oder gar umzubringen und zu berauben; Entdeckten solch Vor- haben ihrem Bruder und Schwager, gemeldten Cammerer; Und sprachen ihn um Beystand an. Dessen er sich zwar lang widerte, ward aber endlich zur Einwilligung beredet. An St. Ursula: Tag, verfügten sich die beyden Wolffen, der Scheerer und Schneider, frühe ins Closter; Der Abt hielte eben damahls Meß; Daher wurden sie vom Andre bescheiden, sich in der Capelle zum Heil. Geist inzwischen aufzuhalten; Nachmahls aber heimlich in den Gang, bey des Abten Zimmer, eingelassen; Ver- bargen sich eine Weile unterm Dach, funden daselbst zween Prügel, und warteten, wann der Abt aus dem Zimmer gehen würde; Welches wider Gewohnheit erst nach dem Mittagessen geschahe; Sie liessen denselben wohl zum drittenmahl, mit sei- nem Bund Schlüsseln am Arm, aus- und eingehen, hatten selbst ein Entsetzen und Furcht über die fürgenommene That geschöpfft; Doch erholten sie sich wieder, Hand M aximilianus, diß Nahmens der Erste, Ertz-Herzog zu Oesterreich, succe- dirte seinem Vatter, Kayser Friedrichen, in der Regierung des Römischen Kayserthums und der Erblande. Er sucht 300 fl. An- lehen bey denen von Steyer. Abt Leon- hardt zu Garsten wird er- mordet.

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