Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

110 Annus Christi 1457. Ulrich zu Passau, des Königs Cantzler, neben 100. fl. gewöhnlicher jährlichen Schatz-Steuer, und 650. fl. Bestand-Geld von den Aemtern bey gm. Stadt eingefor- dert hat. Graf Ulrich von Zilly, als er wie droben gemeldt, wieder an König Ladislai Hof kommen, hat zwar des Herrn Ulrichs von Eizing Abzug von Hof, als verständig und wohl gethan, sehr gelobet und gesagt, daß auch Ihme das unbeständige flüch- tige Hof-Leben selbsten nit gefalle, also, daß weilen er nunmehr die Restitution sei- ner Ehren wiedererlanget, wolle er sich auch dessen ohne Verzug entschlagen. Sed non tam fortiter ea fecit, quam dixit sapienter: potentiam nemo tam facile deponit, quam damnat: Retinent amici, implicat Gloriae Cupido, obstat inimicorum metus, semper est, quod procrastinare compellat, schreibt sehr schön Sylvius. Also befand sichs auch mit diesem Grafen, der hatte sich das höchste Regiment noch länger zu führen, und sonderlich das Palatinat in Ungern zu erlangen, dermassen verliebt, daß er von Hof-Leben nicht aussetzen konnte, bis er in diesem Jahr 1457. aufm Land- Tag zu Ofen, von Ladislao Huniade und andern Ungarischen Herren jämmerlich hingerichtet wurde; Gemeldter Sylvius hält ihm eine denckwürdige Leich-Predigt. „Ecce (spricht er) quam vana est hujus Seculi Pompa, quam caduca Gloria, quam brevis Potentia, cecidit, qui suo Nutu maxima regna rexit, & qui sanguinem sitivit, in sanguine periit, percussit alios, & ipse gladio percussus interit; Non potest veritas nostra mentiri, quae ait, gladio ferientes gladio perituros, sed ignoscat illius Animae Deus & etc.“ Es gehört aber diese Nachricht zu den Steyerischen Annalibus eigentlich nicht; Allein ich habe diese denckwürdige Geschichte des gefährlichen und wan- delbaren Hof-Lebens darum hieben erzehlen wollen, weilen dieses Grafen von Zilly hierinnen öffters gedacht wird; die Stadt Steyer auch an ihm einen besondern Patron am Hof verlohren, an den sie sich sonsten in ihren Beschwerden und Anliegen, da- rinnen sie damahlen gesteckt, gehalten, und bey gedachten Grafen Rath und Hülffe jederzeit gefunden hat. Stadt-Richter war in diesem Jahr Wolffgang Wienner. Es vertrüge und versöhnete sich auch in diesem Jahr König Ladislaus, mit sei- nem Vetter, Kayser Friedrichen; Worauf er nicht lang hernach, nemlich den 23. No- vembr. die jungen und kurtzen Täge seines zeitlichen Lebens beschlossen; Als er erst im achtzehenden Jahr seines Alters, und gleich in der Zubereitung war zu der Hoch- zeit Magdalena Caroli VII. Königs in Franckreich Tochter. Von der Ursach seines Todts variiern die Historici: Theils sagen, er sey durch beygebrachten Gifft, andere er sey an der Pest, gestorben zu Prag, allda er auch begraben liegt. Denckwürdig oder Lehrreich ist, was bey seinem frühzeitigen Todt über die Nichtigkeit des menschli- chen Lebens Gerardus Roo, pro Morali angehängt: „Obiit (spricht er) Nobilissimus Adolescens, duo de Vigesimo aetatis anno, in quo Mors omnium mortalium spem eludens, nullam in rebus mortalibus spem collocari debere, satis declaravit. Sive for- mae Decus moresque ac virtutes, caeterasque tam animi quam Corporis Dotes, sive aetatem rebus gerendis integram consideremus, omnia haec in illo abunde fuere, quem tamen non diutius superesse placuit illi, cui quicquid placet, non nisi justa de causa placet.“ Ende de$ vierten Buch$. Graf Ul- rich von Zilly wird umge- bracht. 1457.

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