die heranwachsende Jugend den sonst noch unvermeidlichen Entbehrungen zu entziehen und dadurch zu kräftigen. Die Erfolge der amerikanischen Ausspeiseaktion müssen als hervor¬ ragend bezeichnet werden; andererseits soll nicht vergessen werden, daß deren dauernde Durchführung nur durch Beiträge der Gemeinde und der Gesamtbevölkerung ermöglicht wurde. Auch die verschiedenen anderen Aktionen, erholungs¬ bedürftige Kinder unter günstige hygienische Bedingungen zu bringen, kamen einer nicht unbeträchtlichen Zahl solcher aus dem Stadtgebiete zu Gute. Zum Teil konnten diese in Ferienkolonien im Ausland untergebracht werden, zum Teil in der Schweiz, Holland oder Schweden gebracht werden, wo sie überall liebevolle Aufnahme fanden. Mit der Besserung der Ernährung allein kann aber der Volksgesundheit nicht hinreichend geholfen werden, hiezu ist auch eine zielbewußte Fürsorge zur Besserung der Wohnungsverhältnisse nötig. Die Gemeinde Steyr hat in dieser Beziehung alles mögliche aufgeboten. Die zur Ver¬ fügung stehenden Mittel sind aber zu beschränkt um eine wirksame Abhilfe zu schaffen. Es ist nicht einmal möglich, alle Parteien, welche eine eigene Wohnung suchen, mit einer solchen zu versehen. Noch weniger ist es möglich, alle sanitär nicht entsprechenden Wohnräume zu leeren oder deren Be¬ nützung zu verbieten. Die Adoptierung alter Fabriksobjekte zu Wohnräumen seitens der Waffenfabrik ist ebenfalls absolut unzulänglich, um Abhilfe zu schaffen. Bei der bedeutenden Bevölkerungszunahme in den letzten Jahren kann ohne gro߬ zügige Neuschaffungen von Wohngelegenheiten wohl auf eine Minderung der durch unhygienische Wohnungen bedingten sanitären Gefahren gehofft werden. Die Mutterberatungsstelle in Steyr, die im Berichtsjahre dem städtischen Jugendamte angegliedert wurde und deren ärztlichen Dienst der Arzt desselben übernommen hatte, setzte ihre Tätigkeit fort. Der fortgesetzten Stillpropaganda derselben dürfte es zu danken sein, daß die Zahl der Todesfälle an Darm¬ krankheiten bei Kindern bis zu einem Jahre keine Zunahme erfahren hat, 1919 acht Sterbefälle, 1920 acht und daß die Zahl der Todesfälle an Fraissen von fünf auf zwei zurückging. Aus der nachfolgenden Tabelle ist die Verteilung des Todes¬ fälle unter der einheimischen Bevölkerung im Vergleich zu 1919 zu entnehmen. Steyr, am 30 Mai 1921. Der Bürgermeister: Wokral. Die geringe Zunahme an Sterbefälle infolge Lungen¬ entzündung ist infolge einer Influenzawelle im Frühjahr anzu¬ ehen. Sönst können keine lokalen Faktoren zur Erklärung der Schwankungen bei den anderen Todesarten herangezogen werden. Die Krätze hat wohl etwas abgenommen, von einem Ver¬ schwinden dieser Krankheit kann aber nicht gesprochen werden. Eine Zunahme psychischer Erkrankungen oder sonstigen Geistesstörungen wurde nicht beobachtet. Solche auf alkoholischer Basis kamen kaum zur Beobachtung. Sterbefälle an Tuberkulose insgesamt nach dem Alter 1919 1920 Männer Frauen Männer Frauen Sterbefälle an Tuberkulose der Lungen oder der Lungen und anderen Organe nach dem Alter. 1919 1920 Männer Frauen Männer Frauen
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